Full text: Die deutsche Küste als Siedelungsgebiet

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Form, als Gartenbau, die stärkste Zusammen- 
drängung; hier nährt er die meisten Menschen. 
Die stärkere Volksdichte, die er aber hier bewirkt, 
wird infolge der Grösse derartiger Siedelungen 
weniger auffallend. 
Ratzel rechnet für reine Ackerbaugebiete Mittel- 
Europas 36 Einwohner auf 1 qkm. Diese Zahl 
lässt sich aber nicht ohne weiteres auf alle Acker 
baugebiete anwenden, modifiziert wird dieselbe 
notwendig durch die jeweilige Fruchtbarkeit des 
Bodens, die in engster Verbindung mit klimatischen 
Einflüssen steht. 
In der Marsch — vorzugsweise an der Südküste 
der Nordsee —, deren Fruchtbarkeit geradezu 
sprichwörtlich geworden ist, leben mehr Menschen 
auf demselben Areal von der Landwirtschaft, als 
beispielsweise an der weniger ertragreichen Küste 
Mecklenburgs. Die Grundsteuer-Reinerträge lassen 
sehr wohl einen Schluss auf die Dichte der land 
wirtschaftlichen Bevölkerung zu. In der Marsch 
sind dieselben am höchsten; durchschnittlich darf 
man hier wohl rund 50 Mk. als Grundsteuer-Rein 
ertrag festsetzen; von keiner andern deutschen 
Küstenlandschaft werden auch nur annähernd so 
hohe Reinerträge erzielt, und so ist auch hier die 
landwirtschaftliche Bevölkerung relativ am dichtesten. 
Einmal ist es, wie gesagt, der fette Boden, der 
-Äusserst günstig auf die Landwirtschaft einwirkt, 
ferner auch die günstigen klimatischen Verhältnisse, 
wie reichlicher Regenfall, zeitiges Eintreten der 
Frühjahrsperiode und die Sicherung der Felder 
gegen Fluten und Ueberschwemmungen durch 
Deiche. Nicht gering ist zudem der Umstand anzu 
schlagen, dass die Marsch vorzugsweise ein Gebiet 
ist, in dem Ackerbau und Viehzucht vom kleinen 
Manne betrieben wird. Gutsbezirke treten nur ein 
zelne auf, und zwar im nördlichen Teile der West 
küste Schleswig-Holsteins. Dieser Tatsache, sowie
	        
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