76
Die Fischereibevölkerung erweist sich aber wieder
als volksverdichtender Faktor an solchen Stellen,
wo eine Besiedelung auf Grund von Ackerbau und
Viehzucht oder Verkehr ausgeschlossen, oder sehr
erschwert ist. So können die Nehrungen mit ihrem
schlechten Boden für landwirtschaftlichen Betrieb
kaum in Frage kommen, ebenso können Handel
und Verkehr bei dem fehlenden Hinterland und
mangelnden Verkehrswegen und Häfen höchstens
einen geringen Nutzen aus den Nehrungen ziehen.
Für den Fischer allein ist ein Wohnen auf diesen
Gebieten noch mit einigem Vorteil verbunden; ohne
ihn wären die Nehrungen jedenfalls kaum besiedelt.
Freilich dienen dieselben heute schon an manchen
Stellen den Badegästen zum Aufenthalt; man darf
aber nicht vergessen, dass dieser Nebenerwerb der
Bewohner noch verhältnismässig nicht lange besteht
und dass die Siedelungen ihrem Ursprung nach
doch Fischersiedelungen sind.
Die Gebiete mit schwacher Verdichtung durch
Fischer sind nun leicht herauszufinden. Es sind
dies die Strecken ohne Gliederung vorzugsweise
und solche mit schlechten Absatzverhältnissen und
geringem Fischreichtum, so die Wattenküste der
Nordsee, namentlich die des nördlichen Schleswig-
Holsteins, sowie die Küste Mecklenburgs und Hinter
pommerns.
Zur Fischerei rechnet man auch noch die Bern-
steitffischerei. Die Ausbeute des durch Fischerei
gewonnenen Bernsteins ist aber so gering, wenigstens
an den Küsten Pommerns und Westpreussens, dass
von einer Verdichtung der Bevölkerung durch diese
Beschäftigung nicht die Rede sein kann. Im besten
Falle wirft die Bernsteinfischerei hier einen kleinen
Nebenverdienst für die meist armen Fischer ab.
Besser steht es schon hiermit an der Küste Ost-
preussens, besonders auf der Strecke von Pillau
bis zur kurischen Nehrung. Doch wirkt auch hier