Einleitung.
Nachdem durch Friedr. Ratzel die Beziehungen
zwischen Natur und Menschheit in seiner „Anthropo-
geographie“ zum ersten Male in ein System gebracht
waren, hat man in den letzten Jahrzehnten den
anthropogeographischen Studien grössere Aufmerk
samkeit geschenkt und im besonderen Masse ist die
Siedelungsgeographie ein immer mehr gepflegter
Wissenszweig geworden. Eine ganze Reihe von
Arbeiten hat sich namentlich damit beschäftigt, Teile
unseres Vaterlandes in dieser Hinsicht zu unter
suchen, wodurch das Verständnis der Beziehungen
zwischen Mensch und Boden bedeutend vertieft
worden ist. Am wenigsten sind bis heute noch die
Küsten, und zwar nicht allein die deutschen, Gegen
stand von Spezialdarstellungen der Siedelungsver
hältnisse gewesen, obschon dieselben von jeher zu
den Gebieten der Erde gehörten, die in besonders
starkem Masse die Menschen anzogen. Gerade hier
liegen die Bedingungen äusserst günstig, das zu
finden, was der Mensch stets bei seinem Wohnplatz
sucht: Das Wasser gewährt Schutz, spendet Nahrung
und gibt Aussicht auf Reichtum und Gewinn. Bei
der von der Natur gegebenen Ungleichheit der
Küsten ist es erklärlich, dass die Bedingungen für
die Kiistensiedelungen nicht überall gleich günstige
sind. Es gibt Küsten, selbst innerhalb der Oeku-
mene, die eine Besiedelung nie gestatten, die viel
mehr auf den Menschen nur abstossend wirken.