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gleichweit vom Lande entfernt ist, da vielmehr auch
dann noch an manchen Stellen die See in den von
den Gezeiten ausgekolkten, sogenannten Tiefen in
die Nähe des Festlandes heranreicht, so können an
diesen Plätzen wieder Seebadeorte entstehen. Die
Zahl derselben auf dem Festland der Nordseeküste
ist aber trotzdem eine geringe und zwar mit aus
dem Grunde, weil diese meist eintönigen ganz
flachen Schwemmlandküsten keine landschaftlichen
Reize aufzuweisen haben, wie die Bäder an den
Dünenküsten der Inseln
Durch die Tiefe oder Kolke, unter denen als
die bedeutendsten das Lister-, Vortrapptief und
Heverstrom zu nennen sind, wird noch eine andere
günstige Wirkung auf die Küstensiedelungen aus
geübt. Dadurch, dass in ihnen fortwährend,
manchmal sogar verhältnismässig tiefes Wasser
bleibt, werden sie als Fahrrinnen für den Verkehr
sehr wichtig. Denn sie gestatten nicht nur Schiffen
beständigen Zugang zur Küste, es können hier
auch solche Fahrzeuge verkehren, die einen grossem
Tiefgang haben, als das Wattenmeer, selbst beim
höchsten Wasserstand der Flutzeit, zulässt. Sind
die Kolke tief, so kommen sie auch für den Fern
verkehr inbetracht, verleihen demnach auch Orten,
bis zu denen sie heranreichen, als Verkehrsorte
grössere Bedeutung. Sind dagegen die Rinnen
schmal und wenig tief, wie z. B. die bei Harlinger-
siel und Norddeich, im Reg.-Bez. Aurich, münden,
so ist auch ihr Einfluss auf die Verkehrsbedeutung
des Ortes gering.
Gleichzeitig mit der Brandung tritt der Kiisten-
strom auf, der die losgespülten Geschiebeteilchen
verfrachtet und zur Ablagerung bringt. Der Küsten
strom hat die Tendenz, Ungleichheiten der Küste
auszugleichen, und er bewirkt dies, indem er die
mitgeführten Sedimente besonders in ruhigem und
seichtem 'Wasser niedersinken lässt. Die Folge