Full text: Die deutsche Küste als Siedelungsgebiet

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') Vgl. Ernst Friedrich, Königsb. Diss. 1895, S. 48. 
I 
Der geringe Abschluss dieses Teiles gegen die 
offene See und der Umstand, dass die sich 
bildenden Eismassen bei den vorherrschenden Süd- 
und Südwestwinden gewöhnlich abgetrieben werden, 
sind die Ursache davon. 1 ) 
In den Häfen von Mecklenburg dauert die Eis 
bedeckung schon viel länger. Die Warnow ist 60 
Tage jährlich wegen Eisbedeckung nicht befahrbar, 
dasselbe gilt vom Greifswalder Bodden, der häufig 
im Januar und Februar eine Eisdecke zeigt. Am 
ungünstigsten ist in dieser Hinsicht das Kurische 
Haff gestellt. Vier Monate, von Ende November 
bis Anfang April, ist dasselbe der Schiffahrt unzu 
gänglich und die Unterbrechung, die der Verkehr 
hier notwendig erleiden muss, wirkt auf das Leben 
der Siedelungen nachteilig ein. 
Hier und da werden auch an der Ostsee Fahr 
strassen für Schiffe durch Eisbrecher offen gehalten, 
so im Kaiser-Wilhelm-Kanal und Königsberger See- 
Kanal. An andern Stellen halten die ein- und aus 
gehenden Schiffe eine Fahrstrasse offen. Wenn 
auch hierdurch der schädigende Einfluss des Eises 
auf die Besiedelung zum Teil aufgehoben wird, so 
muss man aber bedenken, dass es meist nur grössere 
Orte sind, deren wirtschaftliches Leben durch die 
zugebote stehenden Hilfsmittel nicht so stark zu 
leiden hat. Für die Mehrzahl der Siedelungen, und 
das.sind vorzugsweise die ländlichen, bedeutet die 
winterliche Unterbrechung des Verkehrs, und wenn 
er noch so klein ist, immerhin einen Ausfall, zumal 
auch für die Fischersiedelungen an geschlossenen 
Meeresteilen, wie den Haffs. Der geringe Ersatz, 
den die Bewohner alsdann in der Eisfischerei finden, 
ist kaum nennenswert. 
Auch hinsichtlich der Bodenkultur macht sich der 
schädigende Einfluss des Frostes auf die Besiedelung
	        
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