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beiden Seiten wieder gegliederte Küstenabschnitte
anschliessen, lässt sich in diesem Falle das Ueber-
gewicht der gegliederten Boddenküste über ein
ungegliedertes, anschliessendes Küstengebiet bezüg
lich der Besiedelung nicht nachweisen.
Die Meeresarme der untern Oder und Weichsel
zeigen wieder ähnliche Verdichtung der Besiedelung
wie die entsprechenden Abschnitte der Weser und
Elbe. Wenden wir uns deshalb gleich zu den
preussischen Haffen und untersuchen wir, ob auch
hier die Besiedelung durch das Haff günstig beein
flusst wird. Von den beiden Haffen liefert nament
lich das Ivurische wieder den schlagenden Beweis,
dass die Küstengliederung es ist, die eine grosse
Volksdichte erzeugt. Die mittlere Dichteziffer beträgt
an diesem Haff 151. Die zum Vergleich heran
gezogene nur ganz wenig gegliederte Küste des
Samlandes erreicht mit ihrer Durchschnittsdichte
(74 auf 1 qkm) nicht einmal die Hälfte dieser Zahl.
Der Unterschied zwischen beiden Gebieten würde
noch grösser sein, wenn man die Nehrung in Abzug
brächte, die bei ihrer geringen Besiedelung die
Volksdichte des innern Haffrandes herunterdrücken
muss.
Wirkt nun eine Gliederung in grossen Buchten
günstig auf die Besiedelung ein, so muss man einen
solchen Einfluss, wenn auch abgeschwächt, bei
einer kleinern Gliederung erwarten. Dass dem
tatsächlich in der Wirklichkeit so ist, möge an einem
Beispiel erläutert werden. Wenig gegliedert ist die
südliche Hälfte der Westküste Schleswig-Holsteins
bis Husum. Die Nordsee dringt hier an mehreren
Stellen mässig tief ins Land und schafft so mehrere
ganz flache Buchten. Auf diesem südlichen Teil
liegen 34 zum Teil recht ansehnliche Küstensiede
lungen; der nördliche weist nur 23 auf. Es ver
bindet sich mit der grossem Siedelungsdichte auch