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daher Empirismus sein. Doch führe die Induktion über die Er-
fahrung hinaus, nachdem man Sein und Bewußtsein nicht mehr
identifiziere und die Überschreitung der Erfahrungsgrenze nicht
mehr verbiete, zugleich einsehe, daß auf dem Boden der reinen
Erfahrung überhaupt keine Wissenschaft möglich sei. „Darum
konnte Äartmann mit Recht vor sein Erstlingswerk das stolze
Motto setzen: ,Spekulative Resultate nach induktiv-naturwiffen-
schaftlicher Methode/ Richt als ob er der erste gewesen wäre,
der die Induktion in der Philosophie angewandt und die Forderung
der induktiven Methode erhoben hätte! In gewissem Sinne kann
man ja auch schon bei Schopenhauer von induktiver Methode
sprechen, und Männer wie Alrici, Lotze, Fechner und andere hatten
gleichfalls ihre spekulativen Resultate nach induktiver Methode
gewonnen. Aber alle diese hatten auf dem Boden der Philosophie
des Bewußten spekuliert und waren sich nicht darüber klar geworden,
daß auf diesem Boden spekulative Resultate nach induktiv-natur
wissenschaftlicher Methode konsequenterweise unerreichbar seien."
Drews enthüllt hieraus das Geheimnis, das die induktive Methode
in der Philosophie erst möglich machen soll. „Daß Lartmann
mit seinem Begriffe des Anbewußten der induktiven Methode
eigentlich erst den Weg zur Spekulation geöffnet, daß er damit
die Bedenken hinweggeräumt hatte, welche einem derartigen Unter
nehmen im Wege standen, das war es, was ihm ein Recht dazu
gab, die Philosophie des Unbewußten mit jenem Motto ein
zuleiten."
Auf diese eigenartige Drewssche Begründung der Möglichkeit
einer induktiven Methode in der Philosophie werden wir später
zurückkommen.
Drews bedauert es/ daß sich bisher von den vielen, die, „mit
dem Mantel höherer ,Wissenschaftlichkeit drapiert", gegen den
Äartmannschen Anspruch polemisieren, noch niemand gefunden habe,
der sich darüber ausgesprochen hätte, warum denn jenes Motto
keine Berechtigung haben solle, und der seine Leser darüber belehrte,
was man vom „wissenschaftlichen" Standpunkte aus unter der In
duttion in Wahrheit zu verstehen habe. „Solange aber dies nicht
geschehen ist, wird man ein Recht haben anzunehmen, daß dahinter
bloß ein Vorurteil gegen die Metaphysik versteckt ist, und daß man
1 Drews, „Grundriß," Nachtrag S. 870/71.