Full text: Die induktive Methode bei Eduard v. Hartmann

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daher Empirismus sein. Doch führe die Induktion über die Er- 
fahrung hinaus, nachdem man Sein und Bewußtsein nicht mehr 
identifiziere und die Überschreitung der Erfahrungsgrenze nicht 
mehr verbiete, zugleich einsehe, daß auf dem Boden der reinen 
Erfahrung überhaupt keine Wissenschaft möglich sei. „Darum 
konnte Äartmann mit Recht vor sein Erstlingswerk das stolze 
Motto setzen: ,Spekulative Resultate nach induktiv-naturwiffen- 
schaftlicher Methode/ Richt als ob er der erste gewesen wäre, 
der die Induktion in der Philosophie angewandt und die Forderung 
der induktiven Methode erhoben hätte! In gewissem Sinne kann 
man ja auch schon bei Schopenhauer von induktiver Methode 
sprechen, und Männer wie Alrici, Lotze, Fechner und andere hatten 
gleichfalls ihre spekulativen Resultate nach induktiver Methode 
gewonnen. Aber alle diese hatten auf dem Boden der Philosophie 
des Bewußten spekuliert und waren sich nicht darüber klar geworden, 
daß auf diesem Boden spekulative Resultate nach induktiv-natur 
wissenschaftlicher Methode konsequenterweise unerreichbar seien." 
Drews enthüllt hieraus das Geheimnis, das die induktive Methode 
in der Philosophie erst möglich machen soll. „Daß Lartmann 
mit seinem Begriffe des Anbewußten der induktiven Methode 
eigentlich erst den Weg zur Spekulation geöffnet, daß er damit 
die Bedenken hinweggeräumt hatte, welche einem derartigen Unter 
nehmen im Wege standen, das war es, was ihm ein Recht dazu 
gab, die Philosophie des Unbewußten mit jenem Motto ein 
zuleiten." 
Auf diese eigenartige Drewssche Begründung der Möglichkeit 
einer induktiven Methode in der Philosophie werden wir später 
zurückkommen. 
Drews bedauert es/ daß sich bisher von den vielen, die, „mit 
dem Mantel höherer ,Wissenschaftlichkeit drapiert", gegen den 
Äartmannschen Anspruch polemisieren, noch niemand gefunden habe, 
der sich darüber ausgesprochen hätte, warum denn jenes Motto 
keine Berechtigung haben solle, und der seine Leser darüber belehrte, 
was man vom „wissenschaftlichen" Standpunkte aus unter der In 
duttion in Wahrheit zu verstehen habe. „Solange aber dies nicht 
geschehen ist, wird man ein Recht haben anzunehmen, daß dahinter 
bloß ein Vorurteil gegen die Metaphysik versteckt ist, und daß man 
1 Drews, „Grundriß," Nachtrag S. 870/71.
	        
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