9
entstandenen Schäden an Wagen und Geschirr der Pferde aus
zubessern. Waren solche Einrichtungen einmal vorhanden, so
gewann die Übergangsstelle erhöhte Bedeutung, der wohl
häufig durch Anlage von Befestigungen Rechnung getragen
wurde. Hier entstand dann allmählich eine Stadt. Natürlich
suchte man sich zum Überschreiten der Flüsse Stellen aus, an
denen der Übergang durch die natürliche Beschaffenheit der
Örtlichkeit erleichtert wurde. Dies kann auf verschiedenen
Wegen geschehen. Hahn 1 ) hat zuerst daraufhingewiesen, dass
an den — im Verhältnis zur Wassermenge des Flusses oft
aussergewöhnlich breiten — Flusstälern der Punkt besonders
günstig sei, „wo die Diluvialplatten von beiden Seiten her
näher zusammentreten, das Tal mit seinen Flussverzweigungen
und Versumpfungen einengen und dadurch den Übergang über
das Tal und den Fluss erleichtern“. -) Und in der Tat finden
wir den Vorteil einer solchen Lage, die es gestattet, auf festem,
trocknem Boden an den Fluss heranzukommen und ihn dann
an seiner schmälsten Stelle bequem zu überbrücken, von einer
grossen Zahl von Städten ausgenutzt. Besonders förderlich für
das Gedeihen einer Stadt wird es sein, wenn wie z. B. bei
Frankfurt a. O. auf eine weite Strecke gerade der Punkt, wo
die Stadt entstanden ist und entstehen musste, der einzige ist,
der für einen bequemen Übergang in Frage kommt, weil die
Strassen dann gezwungen sind, an dieser Stelle den Fluss zu
überschreiten.
Frankfurt liegt an der Stelle der Oder, wo auf beiden
Ufern Hügel bis nahe an den Strom herantreten; unterhalb
wie oberhalb von Frankfurt treten sie bald wieder zurück, so
dass z. B. bei Göritz und Lebus der Übergang bedeutend
schwieriger sich gestalten würde. In dieser günstigen Lage
konnte sich die 1253 gegründete Stadt bald zu einem bedeutenden
Handelsplatz entwickeln und die Nachbarstädte überflügeln.
Die Strassen * 2 3 ) von Berlin und Leipzig überschritten hier die
Oder, von hier ging es nach Drossen, wo die Strassen nach
Landsberg a. W. und über Zielenzig-Meseritz nach Posen sich
*) a. a. O. S. 106.
2 ) „wo .... erleichtern“: Hettner, Die Lage der menschlichen
Siedelungen. (Geogr. Zeitschr. I, S. 365.)
8 ) S. die Karte zu: Bauers, Zur Geschichte der alten Handelsstrassen
in Deutschland. Peterm. Mitt. Bd. LII, 1906, S. 49 ff.