Full text: Ostdeutsche Stadtlagen

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III. I>ie übrigen Städte. 
Es bleibt uoch eine gauze Reibe von Städten unseres 
Gebietes übrig, für welche sich bezeichnende Merkmale der 
topographischen Lage nicht ausfindig machen lassen: es handelt 
sich meist um im Flachland gelegene Städte, wo die Verkehrs 
wege keinen grösseren Hindernissen begegnen und wo ihnen 
daher ihre Bahn nicht so genau vorgezeichnet ist wie im 
Gebirge, in einem seenreichen Gebiete oder etwa bei einem 
Flussübergange, weil hier oft auf weite Strecken nur eine einzige 
Stelle zur Anlage einer Brückenstadt geeignet erscheint. Daher 
sind hier auch die Siedelungen nicht in so hohem Masse von 
der natürlichen Beschaffenheit des Landes abhängig: guter 
Baugrund findet sich überall gleichmässig, und der Verkehr 
findet von allen Seiten her ungehinderten Zugang. 
Einige dieser Städte sind von so untergeordneter Bedeutung, 
dass ihre Betrachtung kaum Interesse bieten würde, so Berun 
(Kr. Pless) mit 2150 Einwohnern, Festen berg (Kr. Gr.-Warten- 
berg), dessen Einwohnerzahl von 1816 bis 1905 um kaum 
200 Seelen sich vermehrte, so Koben, Holienfriedeberg, 
Tschirnau, Stroppen (sämtlich in Schlesien), die alle 1905 
weniger als 1000 Einwohner zählten. 
Andrerseits wäre es falsch oder gekünstelt, wollte man 
die geringe Bedeutung und die langsame Entwickelung solcher 
Städte immer nur auf ungünstige Verkehrslage zurückzuführen 
versuchen. Ein Hinweis auf die beiden posenschen Städte 
Kempen und Baranow dürfte genügen, um dies darzutun. 
Beide Städte liegen nur anderthalb km von einander entfernt, 
die Verkehrslage ist also für beide annähernd die gleiche. 
Trotzdem zeigt ihre Entwickelung ein sehr verschiedenes Bild: 
Baranow zählte 1900 nur 870 Einwohner (1890: 800), während 
Kempen seine Seelenzahl im Zeitraum von 1816 bis 1900 
von 4500 auf 5718 vermehrte. Es kommen hier wie in 
vielen andern Fällen noch andere als rein geographische 
Momente für die Entwickelung einer Stadt in Betracht, 
Momente mehr zufälliger Art — vielleicht ein Brand, eine 
Krankheit, die den Ort verödete — deren Beurteilung dem mit 
der Lokalgeschichte nicht Veitrauten unmöglich ist. 
Es sei daher gestattet, sich nur auf die bedeutenderen der 
bisher noch nicht erwähnten Städte zu beschränken. Dabei
	        
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