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Mau ersieht aus dieser Tabelle zweierlei: erstens, dass es
sich zumeist um verhältnismässig späte Gründungen handelt;
zweitens aus den Einwohnerzahlen für 1900 bezw. 1905 ihre
geringe heutige Bedeutung und aus dem Vergleich derselben
mit denen früherer Jahre die — mit wenigen Ausnahmen —
äusserst langsame Entwickelung, ja, bei manchen bemerken wir
sogar einen Rückgang in der Einwohnerzahl.
Nur wenige von den künstlichen Gründungen jener Zeit
weisen ein rascheres Wachstum auf, so das 1393 gegründete
Pieschen, das 1816: 2146, 1900 aber bereits 6364, 1905: 7553
Einwohner zählte, so Ostrowo mit 13 115 Einwohnern im
Jahre 1905 gegen 1816: 3531 und Krotoschin mit 12 G65 Ein
wohnern im Jahre 1905; das ist wohl darauf zurückzuführen,
dass sie inmitten fruchtbarer Gebiete liegen und die Städte
in jenem Teil der Provinz Posen nicht so dicht aneinander
gerückt sind, dass sie sich gegenseitig ihr Absatzgebiet streitig
machen.
Andere Städtegründungen aber besassen so wenig Lebens
fähigkeit, dass sie später wieder vollständig verschwanden, wie
Targowa-Gorka, Kwieciscewo, Lekno 1 ), sämtlich unter
der Regierung Kasimirs des Grossen (1330—1370) gegründet,
während andere später wieder zu Dörfern herabsanken, so
Smoguletz (Gründung von 1335), Ruda (1337)-’), Budsin :i )
(1458), sowie einige Gründungen aus dem 18. Jahrhundert * * 3 4 ):
Zydowo, Radolin, Mieszkow, Neubrück. Auch aus
Schlesien sind mir für diesen letzten Fall zwei Beispiele bekannt
geworden, nämlich die heutigen Dörfer Schawoine und
Zirkwitz bei Trebnitz, die 1252 als Städte gegründet worden
sind 5 ).
Im Jahre 1547 entstand die Stadt Lissa, 6 ) eine Ansie
delung böhmischer Protestanten, die sich unter dem Schutze
') Schmidt a. a. O. S. 155.
■) Schmidt S. 155.
3 ) Ebenda S. 232.
4 ) Ebenda S. 416. — Teilweise erkennt man noch heute aus dem für
die ostdeutsche Stadt charakteristischen regelmässigen Grundriss (über
diesen vgl. Fritz, Deutsche Stadtanlagen, Programm des Lyzeums zu
Strassburg i. E., 1894), dass es sich bei diesen Dörfern um ehemalige Städte
handelt.
5 ) Grünhagen, Geschichte Schlesiens I. S. 88.
6 ; Schmidt, S. 300.