80
Zweiter Hauptteil.
Natürliche Bedingungen fehlen.
Während bei den im ersten Hauptteil behandelten Städten
die Bedingungen für die Entstehung und Entwickelung der
Ansiedelungen natürlicher Art waren, d. h. der Einfluss der
topographischen und Verkehrslage in erster Linie massgebend
war, lassen sich für eine grosse Anzahl von Städten unseres
Gebietes derartige natürliche Bedingungen nicht auffinden.
Wie schon in der Einleitung und wiederholt bei der
Besprechung einzelner Beispiele hervorgehoben wurde, wirkten
auch bei den zur ersten Kategorie zählenden Städten neben
der natürlichen Beschaffenheit des Ortes noch vielfach andere
Faktoren bestimmend mit, besonders die Geschichte, deren
Gang die Stellung und Bedeutung einer Stadt im Laufe der
Jahrhunderte gänzlich zu wandeln vermochte. Vielfach hob
oder verminderte auch die Willkür eines einzelnen die Be
deutung einer Stadt; das ist oft bei Residenzen der Fall
gewesen, ein Fall allerdings, der in unserem Gebiete nicht
vorgekommen ist: Potsdam, Karlsruhe oder, um weiter aus
zuholen, Versailles und Madrid wären hierfür gute Beispiele.
In der Neuzeit wirkt es ähnlich fördernd auf schon vorhandene
kleinere Siedelungen, wenn sie Sitze von Verwaltungsbehörden
mit ihren grossen Stäben von Beamten werden (vergl. Köslin,
Allenstein).
Bei der Beantwortung der Frage: Wie kommt es, dass
so viele Städte an Orten entstehen konnten, wo die Natur weder
zur Ansiedelung lockte noch für die gesunde Weiterentwickelung