Full text: Ostdeutsche Stadtlagen

72 
Bodenschätzen hat in Oberschlesien eine grossartige Industrie 
ins Leben gerufen, welche naturgemäss auf die Siedelungen 
von massgebendem Einfluss gewesen ist, indem diese ihr 
entweder ihre Entstehung, oder, wenn sie schon älter sind, 
doch ihre heutige Blüte verdanken. 
Beuthen O.-S. ist eine alte Stadt, die 1254 zu deutschem 
Recht angesetzt wurde *) und bereits damals durch ihren 
Bergbau auf Blei und Silber und durch die Lage an der 
Breslau-Krakauer Strasse von Bedeutung war 2 ). Der grosse 
Aufschwung, den es in der neuesten Zeit genommen hat, datiert 
erst seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts und ist bedingt 
durch die reichen Erz- und Kohlenlager in der Umgebung der 
Stadt. Die Nachbarstadt Königs hütte dagegen ist eine 
Gründung der Neuzeit; sie wurde erst 1868 zur Stadt erhoben 
und ist heute die grösste Stadt Oberschlesiens. Ihren Namen 
empfing sie nach dem 1799 angelegten grossen Eisenwerke 
Königshütte, und dieses sowie das benachbarte fiskalische Stein 
kohlenbergwerk „König“ bildet den Lebensnerv der mit grosser 
Schnelligkeit sich entwickelnden Stadt. Auch das östlich von 
Königshütte gelegene Katto witz besteht als Stadt erst seit 1867. 
Hier ist neben den Gruben und Hüttenwerken der Umgegend 
von Einfluss auf die schnelle Entwickelung der Umstand 
gewesen, dass Kattowitz den Mittelpunkt des Eisenbahnnetzes 
des Industriebezirkes bildet. Von der Hauptstrecke Breslau— 
Myslowitz zweigen sich hier Strecken nach Bielitz (Österreich- 
Schles.) und Ratibor ab. Eine weitere Liuie stellt Uber 
Kreuzburg—Öls eine zweite Verbindung mit Breslau her, während 
die Bahn nach dem nahen russischen Grenzort Sosnowitz den 
Bewohnern des dichtbevölkerten russisch-polnischen Industrie 
bezirkes vielbenutzte Gelegenheit gibt, ihre Bedürfnisse hier 
zu decken, ihre Erzeugnisse hier abzusetzen Etwa 6 km süd 
östlich von Kattowitz dicht an der Grenze gegen Russland 
und Österreich, die an der „Dreikaiserecke“ mit dem Deutschen 
Reiche zusammenstossen, liegt die Stadt Myslowitz, die auch 
erst im 19. Jahrhundert unter dem Einfluss der Industrie empor 
gekommen ist. Dasselbe gilt von Gleiwitz; schon im 13. Jahr 
hundert als Stadt nachweisbar 3 ), hatte es, obgleich Kreuzungs- 
') Triest, Topographisches Handbuch von Oberschlesien, I. S. 321. 
2 ) Partsch, a. a. 0. S. 116. 
s ) Partsch, a. a. O. S. 120.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.