Full text: Ostdeutsche Stadtlagen

Einleitung. 
In der folgenden Arbeit sollen die ostdeutschen Städte 
ihrer Lage nach behandelt werden. Wenn man von der Lage 
einer Stadt spricht, muss man zweierlei unterscheiden: die 
topographische oder besondere Lage einerseits und die all 
gemeine oder Verkehi’slage andererseits. Diese Unterscheidung 
hat Ratzel vorgenommen. An einem Beispiel, das zwar nicht 
aus unserem engeren Gebiete genommen ist, aber doch so 
lehrreich erscheint, dass ich glaubte es heranziehen zu sollen, 
möge der Unterschied der beiden Arten von geographischer 
Lage erörtert werden, Kiel und Hamburg. Kiel hat von der 
Natur den denkbar günstigsten Hafen beschert erhalten: die 
Kieler Bucht schneidet tief ins Land ein, die Wassertiefe ist 
auch im innern Teile des Hafens so gross, dass die grössten 
Schiffe hier ankern können. Hamburg dagegen ist über 100 km 
vom offenen Meere entfernt, die Elbe musste, um für grosse 
Schiffe passierbar zu werden, vertieft, ganz neue Hafenbecken 
mussten ausgehoben werden, um für die Menge der im Hafen 
verkehrenden Schiffe Raum zu schaffen. Trotzdem reicht die 
Bedeutung von Kiels Handelshafen an den Hamburger bei 
weitem nicht heran, da Kiel von den grossen Verkehrswegen 
des Weltmeeres zu weit entfernt ist, als dass es mit Hamburg 
in Konkurrenz treten könnte. Ausserdem erschliesst die Wasser 
strasse der Elbe Hamburg ein grosses natürliches Hinterland, 
während bei Kiel eine solche natürliche und billige Wasser 
strasse, wie sie Hamburg besitzt, fehlt. Während also Kiel 
die günstigere besondere Lage besitzt, hat Hamburg den Vor 
teil der besseren Verkehrslage, und letztere ist für die Be 
deutung entscheidend gewesen. Daneben greift aber in die 
Entwickelung einer Stadt oft der Gang der Geschichte ein, 
wenn z. B. durch Veränderung der politischen Grenzen einer 
Stadt ein neues Hinterland erschlossen oder aber das bisher 
von ihr beherrschte genommen wird. 
Über die geographische Lage der Städte ist vielfach ge 
arbeitet worden. Hettner hat über den gegenwärtigen Stand
	        
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