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Militsch, andre verbanden es mit Krakau und Kiew. Durch
die Verleihung des Stapelrechtes unterstützt, nahm Breslaus
Handel einen hervorragenden Aufschwung, hatte die Stadt
doch vermöge ihrer Lage den Verkehr zwischen dem Osten
und dem Westen Europas zu vermitteln. Neben den Land
strassen begann seit dem 16. Jahrhundert der Schiffsverkehr
auf der Oder immer wichtiger zu werden, der sich dann gegen
Ende des 17. Jahrhunderts durch die Erbauung des Friedrich-
Wilhelm s-Kanals und die dadurch hergestellte Verbindung mit
der Elbe noch weiter hob. Aber inzwischen hatte Breslaus
Handel schon schwere Einbusse erlitten durch die Konkurrenz
der aufblühenden polnischen Handelsstädte. Dazu kam, dass
seit 1697, nachdem Kurfürst August der Starke von Sachsen
den Thron Polens bestiegen hatte, Breslau durch Leipzig ein
Teil seiner alten Vermittlerrolle genommen ward. Noch
schlimmer war Breslau daran, als nach dem ersten schlesischen
Kriege an den neuen Grenzen Zollschranken den Handel
empfindlich beschränkten. Allein der grossartige Aufschwung,
den ganz Schlesien unter der preussischen Herrschaft genommen
hat, bot seiner Hauptstadt reichen Ersatz für den Verlust
seines alten Handels. Breslaus heutige Bedeutung beruht vor
wiegend darauf, dass es die Hauptstadt einer Provinz ist, die,
an Areal die erste, an Einwohnerzahl die zweite Stelle unter
den Provinzen des Staates einnehmend, sich auszeichnet durch
grosse Fruchtbarkeit des Bodens und reiche Mineralschätze.
Hier treffen die Bahnlinien der Provinz zusammen, hier ist der
politische und kommerzielle Mittelpunkt Schlesiens. Wie alle
Grossstädte ist auch Breslau (1905: 470 900 Einwohner) ein
Sitz der Grossindustrie, der Rohstoffe und Brennmaterial auf
den zahlreichen Land- und auf dem Wasserwege der Oder
bequem zugeführt werden können.
Bei Auras (Kr. Wohlau) wird das Odertal schmäler, die
Ufer höher; hier wie bei Dyhernfurth befinden sich wieder
günstige Übergangsplätze, deren Entwickelung jedoch durch das
nahe Breslau unterbunden ward.
Das unbedeutende Städtchen Koben liegt auf dem hohen
linken Oderufer, eine Eähre vermittelt den Verkehr nach der
östlichen Seite.
Bei Fürste nberg (Kr. Guben) hat man die breite Niederung
benutzt, um eine Kanalverbindung zwischen Oder und Spree