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zwei Schwestern setzt. — Shadwell verfährt in anderer
Weise. Seine Absicht ist es, die Verwicklung in den
»Adelphen« dramatisch wirksamer zu gestalten. Zu diesem
Zwecke wendet er einen Kunstgriff an : er trennt die beiden
Brüder. Der eine Bruder begeht die Ausschweifung heimlich
und ohne Wissen des anderen. Dieser andere gerät in den
Verdacht der Schuld.
Dadurch gewinnt die Handlung bedeutend an Ab
wechselung und Lebendigkeit. In den »Adelphen« ist es,
wie erwähnt, nur der Vater, welcher den Sachverhalt nicht
kennt. In dem englischen Lustspiele jedoch wissen außer
ihm weder der Oheim noch der unschuldige Bruder, wer
der wahre Schuldige ist. Dank jener Änderung also werden
zwei neue Personen in die Handlung hineingezogen. Die
Folge ist, daß diese selbst sich kompliziert. Beide Väter
stehen nun vor der Frage, ob der eigene Sohn der heimliche
Täter ist. Im Gegensatz zu den »Adelphen« handeln ferner
die Söhne nicht gemeinsam, sondern sie wirken einander
entgegen. —
Vor allem jedoch hat jene Änderung eine Verschiebung
in der Gesamtanlage des Stückes zur Folge. In den »Adelphen«
ist der Vater, dem der Oheim und die Söhne gleichsam als
Gegner gegenüberstehen, der eigentliche Held des Lustspiels.
In dem »Squire of Alsatia« aber streben die beiden Väter
und der unschuldige Bruder danach, den Schuldigen zu
entdecken. Dieser wird demnach zum Mittelpunkt der
Handlung, um den sich alles gruppiert. Seine Ausschweifungen
w T erden vom Dichter dargestellt und lächerlich gemacht.
Daneben hat Shadwell jedoch den Helden des lateinischen
Lustspiels als zweiten Vertreter des Komischen in seiner
Komödie beibehalten. Jene Rolle des schuldigen Sohnes
kommt in den »Adelphen« dem Ctesipho zu. Shadwell nun
brauchte diese Gestalt nuretwas zu modernisieren, um sie in sein
Stück übernehmen und zum Helden machen zu können.
Bei Terenz ist Ctesipho der junge Erbe vom Lande, der
sich heimlich in der Stadt amüsiert. Shadwell macht ihn
zu dem leichtsinnigen Junker, der bei seinen Abenteuern
von den schlauen Städtern betrogen wird. Dieser Typus