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picture of a French scoundrel’. Wie sein berühmter Kol
lege Figaro ist er in Wort, und Tat rasch, verschlagen, leb-
liatt und dabei in allen Sätteln gerecht. Doch anderseits
ist er eitel, großsprecherisch, aber im Grunde ein feiger
Charakter. Gewandt weiß er sich in die Rolle des Grafen
zu finden. Seine geringe Bildung verbirgt er hinter einer
galanten, wenn auch oberflächlichen Konversation. Ehren
händel sind ihm unbequem, denn er fürchtet für sein Leben.
Seine Eitelkeit und Selbstüberhebung führen schließlich seinen
Sturz herbei.
Sir N o d d y und M r. 0 1 d w i t
sind ‘humours’, welche Shadwell aus Newcastle’s ‘Trium-
phant Widow’ entlehnte. Ähnlich Sir William Beifond sind
beide echte Krautjunker, die nur ihren ländlichen Vergnügen
leben. Sir Humphry Noddy gefällt sich in derbem Humor
und in handgreiflichen Späßen. Vor allem zeigt er manche
Züge des mi 1 es glor i osu s. Mr Oldwit indesen hält es für
seine Pflicht, die zweifelhaften Witze seines Freundes zu
belachen. Er selbst ist ein amüsanter Vertreter des laudator
temporis acti.
Die Preziosen.
Lady und Mrs. Fantast sind gleichfalls wohlge
lungene Charaktere. Ihr geziertes Gebahren, die lächerliche
Unnatur ihres Wesens erinnern lebhaft an Karrikaturen. Der
Dichter übertreibt hier absichtlich bei der Charakterzeichnung,
um die einzelnen Züge noch schärfer hervortreten zu lassen.
Sehr komisch wirkt die gespreizte, französierte Redeweise.
Gleich den Precieuses ridicules studieren sie eifrig die klas
sischen Autoren. Ihre Sätze sind gespickt mit Citaten aus
lateinischen und französischen Gedichten. Eitel und ge
fallsüchtig lassen sie keinen Esprit neben ihrem ei
genen gelten. Die Galanterie erscheint ihnen als die höchste
aller Tugenden. — Ihr Verehrer Eugenius, alias Mr. Tr im,
ist das männliche Seitenstück zu den preziüsen Damen. Er
ist der gesucht feine Gentleman ähnlich dem, welchen Ethe-
redge als den ‘Man ä la mode’ verspottet. Pedanterie und
Affektiertheit sind die Hauptschwächen seines Charakters.