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§ II.
Bemerkungen über die aussprache des r im
i n f i n i t i v a u s g a n g e stimmton 1. s -j~ er.
Im 16. Jahrhundert wurde auslautendes r durchgängig noch
gesprochen. Erst gegen ende des jahrhunderts begann es, und
zwar zuerst in der Volkssprache, vor konsonant zu verstummen.
Nach Storks Untersuchungen begann es jedoch bereits in der
ersten hälfte des 16. jahrhunderts zu verstummen und wurde in
der zweiten hälfte schon gar nicht mehr gesprochen. Höchstens
im »style soutenu« soll es sich etwas länger behauptet haben.
»Im 17. s. trat nun infolge der schwankenden aussprache des
auslautenden r, das namentlich vor folgendem vokalischen anlaut
(wie heute) sowie im »style soutenu« noch gesprochen wurde,
eine doppelung (zweiheit) der aussprache des e der infinitivendung
ein, indem e offene qualität annahm, wenn r seinen lautwert bei
behielt (e z. b. parier), dagegen geschlossen blieb (e z. b. parle(r)),
wenn r im auslaute verstummte. Diese Scheidung wurde aber im
17. s. noch nicht streng durchgeführt, es bestand nämlich z. b.
auch die aussprache e trotz des folgenden tönenden r
(Lorenz p. 39). Im 18. jahrhundert war besonders im reim und
in der gehobenen rede die aussprache -qr beliebt, während in
der Umgangssprache e(r) die normale aussprache war, wenn auch
hier die aussprache qr bisweilen noch vorkam. Die aussprache
qr hat sich in der gehobenen spräche und im verse trotz des
heftigen widerstrebens der grammatiker auch im 19. jahrhundert
und zwar bis auf die jüngste zeit behauptet.