Full text: Die Entwicklung des französischen Infinitivausgangs (Vok. oder Kons. +) stimmtonloses s + er

tritt in den genannten Sprachgebieten für ie gern i ein. Viesing, 
Ztschr. VI 377, schließt sich Neumann an. Für das westfrz. 
(anglonormann. und normann.) ist nach Neumann schon sehr 
früh der steigende diphthong anzusetzen. Über die qualität des 
e in ie <T ä spricht sich Neumann leider nicht aus. — Cloetta, 
R F. III i ff., spricht sich ebenfalls für geschlossenes e und 
fallenden diphthongen aus, der im zentralfrz. schon früh, im osten 
später steigend geworden wäre. Havet, Ulbrich, Neumann, Viesing 
und Cloetta stimmen also alle darin überein, daß ie ä ur 
sprünglich ein fallender diphthong war und erst später steigend 
wurde. Andere gelehrte sehn dagegen in ie von vornherein 
einen steigenden diphthongen (vgl. die literaturangaben bei Lorenz 
p. 28). Die qualität des e in ie <f ä wird fast von allen gelehrten 
als geschlossen angesetzt; nur ten Brink setzt ohne nähere be- 
gründung ursprünglich offenes e in ie an und läßt dieses gleich 
zeitig mit dem Übergänge von e<a zu e die geschlossene quali 
tät annehmen. Im afz. wurde also »in literarischer zeit allgemein 
ie (fallender diphthong') mit geschlossenem e gesprochen . . ., 
womit nach Viesing, Ztschr. VI 378, allerdings im nordosten 
i, im äußersten nordwesten und südwesten e konkurrieren. — Die 
annahme, daß ie gesprochen wurde, läßt sich auch noch stützen 
durch den hinweis darauf, daß im afz. e <T ä ebenfalls, mindestens 
doch schon vor 1200, einen geschlossenen laut hatte « 
(Lorenz p. 29). 
§ i°. 
Entwicklung des aus freiem hochton igen a 
entstandenen e im infinitivausgange stimm- 
t o n 1. s -j- er. 
»Im afz. bestanden zwei infinitivausgänge der a-konj., 
nämlich -¡er und -er, nebeneinander. Diese zweiheit ist jedoch 
teils durch -assoziativen, teils durch phonetischen wände] 
wieder beseitigt worden, indem -er seit dem 15. s. die allein- 
herrschaft zurückerlangt hat. Längere zeit mag ein schwanken 
zwischen beiden ausgängen stattgefunden haben, bis der endgültige 
wandel vom 16. s. ab vollzogen worden ist« (Lorenz p. 29). 
Der Zeitpunkt für den Übergang von lat. ä zu e, der sich nicht 
ohne Zwischenstufen vollzogen haben kann, läßt sich nicht genau 
bestimmen. Schreibungen wie salvar usw, in den Eiden sind für
	        
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