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fresure für fressure, buglose für buglosse, sprach man perzécuter
und umgekehrt topasse (topace) für topase, cicatricer für cica
triser u. dgl.« (Koschwitz p. 76; s. auch Thurot II 220 f., wo
noch weitere beispiele). Jedoch auch abgesehn von diesen
immerhin vereinzelten fällen hat das s nicht überall, wo es im
nfz. auftritt, von jeher in allen perioden denselben lautwert ge
habt. Die fälle, in denen es im verlaufe der frz. Sprachent
wicklung Veränderungen erfuhr, sind folgende :
1) s ging bereits im afz. hervor aus der Vereinfachung der
geminata ss, wie auch, gemäß der für das frz. kennzeichnenden
tendenz, silbenschließende konsonanten im in- und auslaut zu
beseitigen (vgl. Gröber, Mise. Asc. p. 263 ff.), die übrigen lat.
doppelkonsonanten außer rr zu jener zeit vereinfacht wurden
(Schwan-Behrens § 103, 2. b.). Noch im 16. jh. bezeugen aller
dings mehrere grammatiker (s. Thurot II, 386 f.), daß -ss- in
einigen Wörtern der langue vulgaire doppelt ausgesprochen sei
und zwar nach Meigret in fasse (faciat), fassent (faciant), nach
Cauchié (im jahre 1575) cessation, omission, possession; diese
angaben widerruft Cauchié allerdings 1586, sagt aber, daß in
noblesse, vitesse, maistresse, hostesse, vieillesse beide s hörbar
seien. Lanoue bestreitet wieder, daß in irgend einem worte auf
-esse das s doppelt ausgesprochen werde. Nach Poisson wird
-ss- als geminata gesprochen in »messe, prinsesse, métresse,
chanteresse, presse», als einfaches s aber in «noblése, jentihése,
sajése, richése, jeunése. adrése, ésein.« Der Anonymus von 1624
bestreitet wieder die existenz einer geminata ss in der aussprache;
ebenso Oudin, während Duez wieder sagt, daß beide konsonanten
in ss gesprochen werden, wie z. b. in blesser, casser, passer,
pousser. Thurot a. a. O. sagt mit recht mit hinblick auf diese
angaben: »ces témoignages sont trop pey nombreux et trop peu
d’accord, soit entre eux soit avec l’etyniologie, pour mériter beau
coup de confiance.« In die langue savante fand die doppelte
aussprache des ss eingang wie (nach Thurot a. a. O.) zuerst
Billecoq bezeugt, der ss als einfaches s auszusprechen empfiehlt
außer in den Wörtern accessible, inaccessible, accessoire, classique.
Dieselbe aussprache giebt der Syllabaire de Bouillon und Boulliette,
der 1798 die Wörter successeur und succession hinzufügt. Nach
Littré wird heute von den angeführten Wörtern nur noch inaccessible