Full text: Die Entwicklung des französischen Infinitivausgangs (Vok. oder Kons. +) stimmtonloses s + er

historischen lateins anzusetzen seien. Denn bei der anfänglich 
spärlichen Überlieferung des lateins ist es sehr wohl möglich, daß 
sich ein lautwandel in der ältesten zeit des geschichtlichen lateins 
vollzog, ohne daß sich in der uns erhaltenen Überlieferung Zeug 
nisse dafür finden. 
1. Der stimmtonlose s-laut. 
Uridg. stimmtonloses s zwischen vokalen wurde nach der 
herrschenden ansicht bereits im uritalischen stimmhaft. Daß dieser 
wandel sich nicht erst im verlaufe der weiteren, einzeldialektischen 
entwicklung vollzog, darf man aus der durch die denkmäler be 
zeugten Übereinstimmung der italischen sprachen schließen. 
In diese epoche fällt weiter die Verschiebung von sr zu {jr, 
welchem im lat. anlautend fr-, inlautend -br- entsprechen; bei- 
spiele : lat. frigus gr. ¡5lyoc, fragum erdbeere gr. ¡5a£ Wein 
beere, grundformen *srigos *sräg-; lat. an-fractus, urverwandt mit 
ai. srakti-s zacke, ecke; consobrinus (vgl. Walde s. v.) aus 
*suesr- ino, zu soror; ferner funebris zu funus, funestus. 
2. Der stimmhafte s-laut. 
Uridg. bzh, dzh, gzh ergaben urital. ps, ts(ss), ks, wie 
z. b. in lat. vexi von der wurzel uegh- »vehere«. 
Auch in der Stellung vor media aspirata wurde uridg. z 
urital. mit dieser stimmlos; so ergab z. b. *aidzdhu- aestus; ferner 
castus < *kadzdhos — kadh-to-s zu gr. y.ud-UQog } wurzel kadb-; 
custos aus *kudzdh- *kudh-t- zu got. huzd hört, gr. xtv&eiv, 
wurzel keudh- ; hasta < *ghadzdhä zu got. gazds der stecken. 
Sonst blieb z im urital. 
Aus dem gesagten ergiebt sich, daß, abgesehen von dem 
wandel sr > pr, das gebiet des s-lautes im urital. keine wesent 
liche einschränkung oder erweiterung erfuhr. Jedoch fand unter 
den beiden arten des s - lautes eine Verschiebung statt, insofern 
als unter gewissen bedingungen z stimmlos und umgekehrt s stimm 
haft wurde. 
§ 4- 
Uer s-laut im geschichtlichen latein. 
Während in den §§ 2 und 3 das auftreten des s-lautes
	        
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