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Beobachtung'), dass Kautschukschläuche in Berührung mit Ozon
von diesem offenbar angegriffen wurden, ging nun C. Harries
zu einer neuen Methode des Abbaues von Kautschuk über,
deren Brauchbarkeit er allerdings vorher in einer ganzen Reihe
von Versuchen an einfacheren organischen Körpern ungesättgten
Charakters nachgewiesen hat. 1 2 ) Und tatsächlich hat diese
Methode nicht nur in die Chemie des Kautschuks Licht ge
bracht, sondern sie hat sich auch sonst als eine der nütz
lichsten modernen analytischen und auch synthetischen Methoden
der organischen Chemie erwiesen, denn es gelang sowohl mit
ihrer Hilfe, die bis dahin unbekannte Konstitution mancher Ver
bindungen festzustellen, als auch eine Reihe sonst schwer zu-
g änglicher Körper darzustellen.
In einer grösseren Anzahl von Untersuchungen hat Harries
nämlich zunächst gezeigt, dass bei der Behandlung von
ungesättigten Verbindungen mit Ozon an den Stellen der
doppelten Bindung sich je ein Molekül Ozon anlagert, wobei
meist wasserhelle, zähflüssige oder glasige Substanzen ent
stehen, — die „Ozonide“.
Die Chemie dieses Vorganges ist — soweit die Verhält
nisse nicht durch die Anwesenheit einer Karbonylgruppe kom
pliziert werden — eine sehr einfache und entspricht dem
Schema
R Y R Y
>C — C<Cj —j— O3 = XC—c<
H H H | | H
0-0
XX
0
Unter gewissen Umständen entstehen allerdings auch direkt
Peroxyde:
1 ) Vgl. Harries, Liebigs Ann. 343, pag. 316.
2 ) Vgl. Harries, 3er. 37, 842, 845, 839, 612, 3431. Ber. 38,
1630 u. a.