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sich seiner bedient. Natürlich müssen wir Anselmo ebenfalls ver
dammen. Auch er läßt sich von seinen Launen hinreißen, indem
er in grundloser Eifersucht die Treue seiner Gattin mit Hülfe
Lotarios auf die Probe stellt, nur um sich mit dem Gedanken
zu schmeicheln, ein Weib von höchster Tugend zu besitzen. Noch
weniger als Fields Ehemann scheut er sich, zu den äußersten
Mitteln zu greifen, aber trotz alledem bleibt Anselmo doch eine
viel ritterlichere Gestalt. Die Freundschaft zwischen ihm und
Lotario erscheint uns viel aufrichtiger und inniger, als die zwischen
Sir John Love-all und Subtle. Außerdem ist von einer rauhen
Behandlung Camilas nicht die Rede. Anselmo begegnet seiner
Gattin bis zum Schlüsse mit der größten Liebenswürdigkeit. Wenn
er schließlich infolge seiner Torheit zu Grunde geht, 1 ) so empfinden
wir doch noch einiges Mitleid mit ihm. Es ist wohl kaum an
zunehmen, daß es Fields Ehegatten ebenso schwer getroffen haben
würde, wenn Subtle sein Spiel gewonnen hätte. Die einzige Folge
wäre wohl eine Scheidungsklage gewesen. Daß die Gattin ihm
ihre Treue bewahrt, hat der Ehemann durchaus nicht verdient,
denn weder vor Cervantes’ Anselmo noch vor Massingers und
Tourneurs Anselmus in »The Usurping Tyrant« hat er irgendeine
rühmliche Eigenschaft voraus. Höchstens mag uns Antonio in
Beaumonts und Fletchers »Coxcomb«, dessen Handlungsweise
nicht einmal durch den Wunsch, die Tugend seiner Gattin zu
prüfen, motiviert wird, noch verächtlicher erscheinen.
Noch weniger als der Gatte ist die Gestalt des Verführers
von Field veredelt worden. Lotario ist ursprünglich ein durchaus
ehrenwerter Charakter. Er ist dem Anselmo in aufrichtiger
Freundschaft und Liebe zugetan und sucht ihn anfangs auf jede
Weise von seinem Vorhaben abzubringen. Auch, während er
seine Versucherrolle spielt, wird er noch häufig von Reue erfaßt,
ebenso Votarius in »The Usurping Tyrant«. Subtle jedoch tritt
uns von vornherein als eine wenig sympathische Figur entgegen.
Seine Freundschaft zu dem Ehegatten, die er in der letzten
Szene des ersten Aktes so sehr betont, erscheint uns als sehr
oberflächlich. Der Aufforderung des Freundes, die Rolle des
Versuchers zu übernehmen, setzt er nur zum Schein einigen
*) Er stirbt vor Kummer.