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speare, Ben Jonson, Beaumont und Fletcher etc. Es fehlte ihm
noch an der nötigen Erfahrung und an der ausgereiften drama
tischen Gestaltungskraft. Um so mehr verdient es anerkannt zu
werden, daß es ihm gelungen ist, durch geschickte Anlehnung
an große Vorbilder seine Dramen mit einer lebendigen Handlung
zu erfüllen und einigermaßen lebenswahre Figuren auf die Bühne
zu stellen, die trotz mancher Mängel und Schwächen in der
Zeichnung doch keine Schemen, sondern Menschen von Fleisch
und Blut sind. Er hat im großen und ganzen den von Ben
Jonson aufgestellten Satz zu beherzigen gewußt, daß ein Charakter
einen hervorstechenden Zug vor allen anderen aufweisen und
festhalten müsse, um nicht verschwommen zu erscheinen.
Da Field in »A Woman is a Weathercock« die Frauen
verspottet hatte, so beabsichtigte er, in seiner zweiten Komödie
denselben Genugtuung zu geben. Was ist daher natürlicher, als
daß er auf die weiblichen Charaktere besondere Sorgfalt verwendete
und sie in möglichst günstigem Lichte erscheinen ließ, während
die Repräsentanten des männlichen Geschlechtes, was Charakter
festigkeit und Adel der Gesinnung betrifft, hinter diesen weit
zurückstehen.
Sir John Love-all, der Ehemann, ist durchaus keine rühmens
werte Gestalt. Jede wahre Mannestugend vermissen wir bei ihm.
Zumal als Gatte ist er sich seiner Pflichten wenig bewußt. Er
ist launisch, rücksichtslos und unbesonnen und zeigt sich seiner
edlen Gattin, die mit treuer Liebe an ihm hängt, durchaus un
würdig. Er kann uns infolgedessen keine Sympathie abgewinnen.
Ohne daß er zur Eifersucht irgendwelche Veranlassung hätte, läßt
er sein tugendhaftes Weib in der unfeinsten Weise durch seinen
Freund Subtle auf die Probe stellen. Er denkt von den Frauen
so gering, daß er keine für fähig hält, einem gewandten Verführer
zu widerstehen. Vor keinem Mittel scheut er zurück, um Subtle
sein Verführungswerk zu erleichtern. Er behandelt seine Gattin
rauh und Utffreundlich, ja er schmäht und beschimpft sie in der
schlimmsten Weise, nur damit sie ihr Herz von ihm abwende und
den Bitten Subtles Gehör schenke. Vergleichen wir jetzt den
Ehemann mit Cervantes’ Anselmo, so müssen wir zugeben, daß
Field diese Gestalt nicht gerade veredelt hat, wie denn überhaupt
ein Charakter meist herabgesetzt wird, wenn ein zweiter Autor