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führen, daß einige Personen ihre wahre Gestalt verhüllen. In
Ben Jonsons »Epicoene« beruht die ganze Handlung einzig auf
dem Umstande, daß der alte Morose einen jungen Mann in Frauen
kleidern zur Gattin erhält. In der zweiten Szene des letzten
Aktes, wo Lady Honour mit dem alten Grafen vermählt werden
soll, haben wir das bekannte und viel benutzte Motiv, daß ein
hübsches junges Mädchen von geldgierigen Verwandten an einen
reichen, aber altersschwachen Mann ausgeliefert werden soll und
im letzten Augenblick von ihrem Geliebten befreit wird.
Field ist Shakespeare gegenüber, dessen Gestalten er auf
der Bühne so oft verkörpert hatte, in seinem Drama bemerkens
wert unabhängig geblieben. Höchstens scheinen einige Anklänge
auf eine gelegentliche Anlehnung an Shakespeare hinzuweisen.
Die Episode in Akt III3, wo die Witwe ihre Kammerfrau nach
ihrer Ansicht über einige heiratslustige junge Leute aus der Stadt
befragt, könnte uns an die bekannte Szene im »Merchant of
Venice« erinnern, wo sich Porcia mit der Zofe Nerissa über ihre
Freier unterhält. 1 ) Bei den Prahlereien des ruhmredigen Feig
lings Lord Feesimple in Akt IV2, der seine Tapferkeit beschreibt
und fünf Männer erschlagen haben will, könnten wir an Falstaff
denken, der in »King Henry IV«, x. Teil IL nach dem Über
fall von Gadshill sich seiner Heldentaten rühmt und Verschiedenen
den Garaus gemacht haben will. Außerdem finden wir im Munde
des Bürgers Seldom in Akt IV3 eine Anspielung auf Falstaffs
wohlbekannte Betrachtungen über die Ehre, die er geringachtet.
Seldom, der das Duell zwischen Proudly und Ingen verhindern
will, fragt: *did you never see the play, where the fat knight,
hight Oldcastle, did teil you truly what his honour was«? 2 )
In Akt IVi sagt Bold, als sich die Witwe ihm entziehen
will: »have not I that, which men say never fails to o’ercome
any, opportunity«? Bei dem letzten Wort erinnert Hazlitt an eine
Stelle in Shakespeares »Lucrece« Vers 876: »O opportunity, thy .
guilt is gre&t etc.«
*) Siehe »Merchant of Venice«, Akt I, Szene 2.
s ) In »King Henry IV«, 2. Teil Vi betrachtet Falstaff die Ehre als
»a word, air, a trim reckoning, a mere scutcheon etc.«