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wit in Akt IIi auf die »honest Moll« eine Anspielung macht.
Vermutlich hat auch Shakespeare in der »Twelfth Night«, Akt Is
auf sie Bezug genommen. 1 )
Eine besondere Wirkung suchte Field jedenfalls mit der
vierten Szene des dritten Aktes zu erzielen, wo Lord Feesimple
die Kunst des Krakehlens gelehrt wird. Die in der Turnbull
Street, einer verrufenen Straße Londons auftretenden Raufbolde
gehören zu der Rotte jener wilden Gesellen, wie wir sie auch im
Gefolge der Moll Cutpurse wiederfinden. Diese »roaring fellows«
waren meist junge Leute, welche des Nachts zu losen Streichen
und Raufereien auszogen und in verrufenen Wirtshäusern skan-
dalierten. Pistol in Shakespeares »King Henry IV.,« 2. Teil be
müht sich, zu diesen zu gehören. In Ben Jonsons »Epicoene«
Akt I4 sagt Clerimont zu dem närrischen Sir Amorous la Foole,
seine zweideutigen Redensarten würden ihm stündlich Händel mit
den »terrible boys« zuziehen, wenn er mit ihnen umgehen sollte.
So waren also Field diese nächtlichen Krakehler wohl bekannt,
und er hat sie mit allen ihren berüchtigten Eigenschaften für
seine Komödie benutzt.
Der Anschlag Bolds auf die Witwe entstammt einem Motive,
das anscheinend um diese Zeit beliebt war. Möglicherweise
handelt es sich um einen Novellenstoff. Daß ein junger Lieb
haber sich als Dienerin verkleidet in dem Hause der Geliebten
aufhält, findet sich auch in italienischen Komödien des sechs
zehnten Jahrhunderts, z. B. in der »Fantesca« des Girolamo Para-
bosco, wo der junge Paduaner Student Pandolfo in dem Hause
seiner Geliebten Piacinta die Dienste einer Kammerzofe ver
richtet. 2 )
Für den Teil der Handlung, der sich auf die Liebesaffaire
zwischen Ingen und Lady Honour bezieht, läßt sich kein Vorbild
finden; dies ist vermutlich eigene Erfindung cjes Dichters. Daß
eine Jungfrau als Diener verkleidet das Haus des Geliebten auf-
') Sir Toby Bclch tadelt den Sir Andrew Aguecheek, daß er seine
Fähigkeiten vor der Welt verberge und sagt: »are they like to take dust,
like Mistreß Mall’s picture« ?
*) Creizenach II, S. 285.