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entdeckt Lotario dem Freunde, daß er seine Gattin vollkommen
beherrsche. Aber Lotario redet die Wahrheit, während Subtle
die Ehefrau verleumdet. Auch Anselmo hört von einem Verstecke
aus einem Gespräche zwischen dem Freunde und Camila zu,
welches wie bei Field den Gatten von der Treue seiner Gemahlin
überzeugt. Aber die Verhältnisse liegen hier bei Field anders
als bei Cervantes. Lotario weiß von dem Versteck seines Freundes,
Subtle jedoch nicht. Sir John Love-all erhält in seinem Versteck
den Beweis für die wahrhafte Keuschheit seiner Ehefrau, während
Anselmo durch das heuchlerische Spiel der bereits gefallenen
Gattin getäuscht wird. Es würde mit Fields Absicht, dem schönen
Geschlechte Genugtuung zu geben, nicht im Einklang gestanden
haben, wenn Subtle von demselben Erfolg begünstigt gewesen
wäre wie Lotario. Anselmo stürzt durch seine unverschämte
Neugierde sich selbst, die Gattin und den Freund ins Verderben,
während Fields Ehegatte, ohne es zu verdienen, durch die Tugend
haftigkeit seiner Gemahlin zum glücklichsten Menschen wird. In
vielen Stücken dieser Zeit werden die Ehegatten zu den Werk
zeugen der Unehre ihrer Frauen, oder sie bemühen sich, es zu
werden. Middleton hatte Motive dieser Art besonders gern, doch
ist es bei ihm meist das Ziel des Gatten, aus seiner Schande
Nutzen zu ziehen. In »Amends for Ladies? greift der Ehemann
nur zu diesem Hülfsmittel, um seines Weibes Treue auf die Probe
zu stellen.
Ob Field der erste englische Dramatiker war, der die
Novelle vom »Curioso Impertinente« benutzte, läßt sich nicht
mit Bestimmtheit sagen. Es ist nicht einmal verbürgt, ob unser
Dichter den Stoff aus Cervantes selbst geschöpft oder ob er ihn
aus zweiter Hand, durch Vermittlung eines anderen englischen
Dramatikers, erhalten hat. Es handelt sich besonders um zwei
Dramen, die hier in Betracht kommen. Das erste ist die im
Jahre 1611 aufgeführte Tragödie »The Usurping Tyrant or the
Second Maiden’s Tragedy«, wahrscheinlich verfaßt von Philip
Massinger und Cyril Toumeur. 1 ) Das zweite, gleichfalls an
') Das ist die Ansicht Robert Boyles. Die trage der Autorschaft ist
noch nicht vollkommen geklärt.