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erklärt sich auch Lotario schließlich bereit, die Rolle des Ver
suchers zu übernehmen. Während jedoch der listige Subtle von
vornherein die feste Absicht hat, die Ehefrau zu verführen und
den törichten Gatten zum Hahnrei zu machen, geht Lotario an
fangs mit absichtlicher Lässigkeit zu Werke, da er hofft, der
Freund möchte noch anderen Sinnes werden. Anselmo, der dies
gemerkt hat, bringt aber den sich sträubenden Lotario schließlich
doch zu dem Entschlüsse, mit allen verfügbaren Mitteln Camila
zu versuchen. Die Streitszene zwischen dem Ehemann und seiner
Gattin im zweiten Akte, der erst das Eintreten Subtles ein Ende
macht, ist Fields eigene Schöpfung. Um dem Freunde Gelegen
heit zu geben, ungestört mit seiner Gattin zu sprechen, will sich
dann der Ehemann auf unbestimmte Zeit aus der Stadt entfernen
unter dem Vorwände, ein Geschäft zu erledigen. Er bleibt frei
lich in Wirklichkeit in der Nähe, um seine Gattin im Auge zu
behalten. Wir werden hier sogleich wieder an Anselmo erinnert,
der sich wie Fields Ehemann auf einige Zeit entfernt, um dem
Lotario, den er bei seiner Gattin zurückläßt, völlig freie Hand
zu lassen. In unserem Stücke beginnt Subtle gleich nach dem
Fortgange des Gatten, die Schönheit und die feinen Manieren der
Ehefrau übermäßig zu loben. Er nennt seinen Freund einen
Schurken und einen Heuchler, der in der schamlosesten Weise ihre
Keuschheit prüfen wolle, und erklärt der Lady seine aufrichtige
Liebe. Die Ehefrau verhält sich entschieden ablehnend und sucht
sich seiner zu entledigen durch das Versprechen, ihn zuerst zu
erhören, wenn sie sich jemals verginge. Auch Cervantes’ Lotario,
dem bei seiner Versucherrolle das ursprünglich edle Empfinden
für seinen Freund allmählich verloren geht, lobt mit leidenschaft
lichen Worten die Schönheit und die Bildung Camilas, der er
göttliche Reize beilegt. Daß er von Anselmo selbst zu dieser
Rolle veranlaßt ist, erzählt er nicht. Dem weiteren Verlaufe der
Novelle hat sich Field, abgesehen von einigen Einzelheiten, nicht
angeschlossen, da er sich für seine Komödie nicht eignete.
Wenn auch Camila anfangs ebenfalls kühl und ablehnend bleibt,
so ist sie doch nicht dauernd imstande, den Tränen, Liebko
sungen und Schmeicheleien Lotarios zu widerstehen. Sie wird
von ihm vollkommen überwunden.
Am Anfänge des dritten Aktes beteuert Subtle dem Ehemann,