Es erscheinen dann Ingen, die verkleidete Lady Honour,
der verkleidete Bruder Ingens und Lord Proudly. Obwohl Ingen
beteuert, daß er von dem Aufenthalt der Jungfrau nichts wisse,
hält Proudly daran fest, daß er seine Schwester verborgen halte,
und droht ihm sogar mit dem Schwerte. Da Ingen fürchtet, daß
sein fein durchdachter Plan zum Unheil ausschlagen könne, enthüllt
er seinen verkleideten Bruder, um zu beweisen, daß seine Liebe
noch immer der Jungfrau gehöre. Proudly ist anfangs betroffen;
dann aber ergeht er sich in heftigen Schmähungen gegen Ingen,
der kein Recht habe, die Hand einer vornehmen Dame zu be
anspruchen. Ingen ist empört über die ihm widerfahrene Be
schimpfung und fordert Proudly auf den nächsten Tag zu einem
Duell, das dieser mit höhnischen Worten annimmt. Die verkleidete
Jungfrau ist darüber untröstlich.
Der folgende Auftritt spielt im Zimmer der Witwe, welche
schlafenzugehen wünscht und sich von dem als Kammerfrau ver
kleideten Bold auskleiden läßt. Bei der Unterhaltung sucht die
Kammerfrau als sehr gesittet zu erscheinen, indem sie alle un
passenden Redensarten tadelt und viel von den Gottesdiensten
zu Blackfriars redet. Die Witwe ist darüber sehr verwundert.
Sie spricht dann über einige unverheiratete junge Leute aus ihrer
Bekanntschaft und fragt die Kammerfrau, welchen von diesen sie
nach ihrer Wahl wohl zum Gatten nehmen möchte. Diese lobt
natürlich Mr. Bold vor allen andern, indem sie seine körperliche
Schönheit und seine guten Eigenschaften preist. Die Witwe nimmt
dies Urteil sehr beifällig auf, wenngleich sie die Nachlässigkeit
Bolds bezüglich seiner Kleidung tadeln muß. Sie bittet dann
die Kammerfrau, sich mit ihr niederzulegen, da sie nicht gern
allein schlafe. Bold triumphiert, denn er hält seinen Plan für
gelungen. ,
Die folgende Szene versetzt uns in die verrufene Turnbull
Street. Vier von den nächtlichen Raufbolden, den sog. »roarers«,
treten auf. Es sind dies Whorebang, Bots, 'l’earchaps und
Spillblood, welche sich gegenseitig überbieten im Lärmen, Trinken,
Huchen und Renommieren. Mit den rohesten Schimpfworten fallen
sie über den Kellner her, der den Wein nicht schnell genug
herbeischaffen kann. Zu dieser Gesellschaft kommen jetzt
Welltried und Lord Leesimple. Ersterer wird von den »roarers«