Full text: Nathaniel Fields Komödie "Amends for ladies"

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Leben, das seine Wirkung mehr durch eine interessante. Fabel 
als durch scharfe Zeichnung der Charaktere zu erreichen suchte. 
Die neue Richtung machte es dem Publikum leichter, der 
Fabel des Stückes zu folgen; darauf beruht Beaumonts und 
Fletchers große Popularität. Auch Middleton, Dekker, Rowley, 
Field u. a. schlugen denselben Ton an. So beherrschte bald 
das romantische Drama fast ganz allein die Bühne. Sein Einfluß 
war insofern schädlich, als stehende Figuren geschaffen wurden, 
die als Träger bestimmter Situationen dienen mußten. Zahlreiche 
Phrasen tauchen auf, die bei jeder Gelegenheit angewandt werden. 
Alles wird unnatürlich und gekünstelt. Die Frauen besitzen ent 
weder den höchsten Grad der Tugend oder des Lasters. Liebe 
wird Sinnlichkeit, Freundschaft eine sentimentale Schwärmerei, 
Männlichkeit ein bloßes Wort. Dieses Sittendrama befaßte sich 
mit der Schilderung der Londoner Gesellschaft, indem es die 
Männer und Frauen nach der Schablone des romantischen 
Dramas zeichnete. 
Die Quellen, aus denen die Dramatiker schöpften, waren 
sehr verschieden. In der Tragödie wurden hauptsächlich ge 
schichtliche Ereignisse und bekannte Sagenstoffe behandelt. Die 
Stoffe der Komödie wurden von Shakespeare und seinen un 
mittelbaren Zeitgenossen aus dem antiken Lustspiel, aus Ghaucer, 
vor allem aber aus den englischen, französischen und italienischen 
Novellensammlungen entlehnt. Besonders Boccaccio und Bandello, 
deren Erzählungen den Engländern zum Teil durch die Über 
setzungen in Painter’s »Palace of Pleasure« leicht zugänglich 
waren, wurden reichlich ausgebeutet. Beaumont und Fletcher 
benutzten die Novellenstoffe der Italiener weniger als Shakespeare, 
doch machten sie mehrfach bei Cervantes und anderen Spaniern 
Anleihen. Die große Beliebtheit, der sich am Anfänge des 
17. Jahrhunderts italienische Novellenstoffe, nicht gerade zum 
Vorteil der Moral, bei den Dramatikern erfreuten, brachte vielmehr 
einen derbrealistischen Ton in die Komödie. Das niedere Publi 
kum ergötzte sich an den pikanten, teilweise zotigen Possen der 
kleineren Geister, sodaß uns die Schließung der Theater durch 
die Puritaner im Jahre 1642 einigermaßen verständlich wird. 
Der schon erwähnte, dieser Periode angehörende Schau 
spieler und Dramatiker Nathaniel Field soll nun im Nachfolgenden
	        
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