In den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts nahm die gründliche Untersuchung des Ostsee
planktons ihren Anfang. Hensen stellte als Resultat eigener, mehrjähriger Forschungen in der Kieler
Bucht seine Methode der quantitativen Planktonbestimmung auf; nachdem er auf der ersten Holsatia-
expedition (1885) eine Untersuchung von Teilen des atlantischen Ozeans, der Nordsee und der westlichen
Ostsee ausgeführt hatte, untersuchte er auf der zweiten Holsatiaexpedition im September des Jahres 1887
auch das Plankton der östlichen und nochmals das der westlichen Ostsee nach seiner neuen Methode.
Im Anschluß an diese grundlegenden Bestimmungen H en sens unternahmen Brandt und Ap stein
5 Jahre hindurch (Sept. 1888—93) monatlich Fahrten, auf denen sie an einer bestimmten Stelle der Kieler
Bucht Planktonfänge machten; auch diese Fänge sind zahlenmäßig verwertet worden, doch sind die Ergebnisse
erst teilweise veröffentlicht. Andere Forscher — Aurivillius, Levander, Nordquist — stellten die
Verteilung der Planktonarten vor allem in den außerdeutschen Gebieten der Ostsee fest.
Seit dem August des Jahres 1902 werden internationale Untersuchungen der nordeuropäischen
Meere ausgeführt; jährlich werden in den Monaten Februar, Mai, August und November Terminfahrten
durch das ganze Untersuchungsgebiet unternommen. Hierbei liegt der Plan zu Grunde, das Plankton und
die hydrographischen Verhältnisse bestimmter Stationen im Meere zu ermitteln. In den „Bulletins des
résultats acquis pendant les courses périodiques“ sind die ermittelten Daten über Temperatur und Salzgehalt
des Meerwassers einerseits und über die Zusammensetzung des Planktons andererseits tabellarisch zusammen
gestellt. Die auf den deutschen Terminfahrten gemachten Fänge werden sodann qualitativ und quantitativ
bearbeitet. So hat Apstein das Plankton der Nord- und Ostsee der deutschen Fahrten des Jahres 1903
nach der von ihm vereinfachten Hensenschen Zählmethode quantitativ untersucht.
In ähnlicher Weise wie Apstein und mit seiner freundlichen Anleitung und Unterstützung habe
ich die wichtigsten Fänge der Ostseefahrten des Jahres 1905 bearbeitet. Das Material der Stationen 1, 2,
3, 5, 10 und 12 verwertete ich quantitativ durch Zählen der Organismen; von den Stationen 4, 8, 11 und 13
stellte ich nur die qualitative Zusammensetzung der Planktonfänge fest.
Dieses Verfahren, durch Terminfahrten sich über die allgemeinen Planktonverhältnisse Aufschluß zu
verschaffen, leidet vor allem an dem Übelstand, daß zwischen je zwei Fahrten ein Zeitraum von etwa drei
Monaten liegt, in dessen Verlauf keine Untersuchungen angestellt werden. Es ist ausgeschlossen, aus
zeitlich so weit getrennten Feststellungen ein zusammenhängendes Bild vom Werden und Vergehen der
Planktonarten zu gewinnen. Da aber das Auftreten und Schwinden der Organismen im Laufe des Jahres
für einzelne Küstengebiete, wie z. B. die Kieler Föhrde, schon näher ermittelt ist, so können wir durch
Vergleich mit solchen Resultaten auch aus den Ergebnissen der Terminfahrten einige Aufklärung über
Pflanzen und Tiere des Planktons der offenen See erhalten.
Die hydrographischen Verhältnisse des deutschen Ostseegebietes.
Für das Gedeihen des Planktons sind Salzgehalt und Temperatur des Wassers von größter Wichtig
keit, da diese Faktoren nicht nur direkt die Existenz der Tiere und Pflanzen, sondern auch indirekt, durch
ihre Einwirkung auf die Zusammensetzung des Meerwassers als Pflanzennährlösung, beeinflussen. Wie
Krümmel in der Abhandlung „Die deutschen Meere im Rahmen der internationalen Meeresforschung“