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H. Driver, Das Ostseeplankton der 4 deutschen Terminfahrten im Jahre 1905.
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Appendicularien:
Oikopleura dioica, Fol. wurde von 1903 — 1905 nur im August und November angetroffen. Das
Maximum fiel 1903 in den November, in den beiden nächsten Jahren in den August. Nach Aufzeichnungen
von Brandt und Apstein kam Oik. d. gelegentlich schon im Juni und Juli bei Kiel vor, in größerer Menge
aber nur vom August bis zum November. Im Dezember schon selten, verschwindet sie in den nächsten
Monaten aus dem Plankton der Kieler Bucht. In der Ostsee ist die westliche Beltsee ihr Hauptverbreitungs
gebiet. Hier kam sie bei St. 1 im August in 100000 Exemplaren pro 1 qm vor, doch schon bei St. 5
war mit dem Salzgehalt zugleich ihre Zahl auf 8000 gesunken. Nur einzelne Individuen drangen im
Tiefenstrom weiter nach Osten vor.
Fritillaria borealis, Lohm. beobachtete ich nur im November in den mittleren Schichten der St. 12.
Nach Levander dringt die Art im Winter in das Skagerak und von dort bis den finnischen Busen vor, wo
sie im Dezember gelegentlich in beträchlicher Zahl gefangen wurde.
Fi sch ei er und -larven wurden äußerst selten in den Vertikalfängen festgestellt.
Incertae sedis:
Hensens Sternhaarstatobiast war im Februar und besonders im Mai an allen Stationen, doch
weit überwiegend in der östlichen Ostsee zu finden. Im August schon selten, verschwand er später gänzlich
im Plankton.
Schlußbemerkungen.
Betrachten wir die wichtigsten Pflanzen- und Tiergruppen des Ostseeplanktons zusammenfassend
und nehmen hierbei besonders auf die Menge organischen Materials Bezug, das sie in ihrer örtlichen und
zeitlichen Verbreitung in den verschiedenen Meeresteilen liefern, so werden wir zu einem ganz andern Bild
von den Planktonverhältnissen kommen, als wir es uns nach den Kurven der Volumina vorstellen können.
In der Beltsee setzte sich das Planzenplankton während der Untersuchungsmonate vornehmlich aus
Diatomeen und Peridineen zusammen. Die Schizophyceen, die aus dem östlichen Gebiet durch Strömung
verschlagen wurden, spielten nur in der östlichen Beltsee im Herbst eine bedeutende Rolle. Diatomeen
waren im Mai, Peridineen vor allem im November die typischen Planktonpflanzen der Beltsee; im August
traten hier manche Diatomeen noch, manche Peridineenarten schon sehr häufig im Plankton auf. Außer
im Februar fanden sich also in allen Beobachtungsmonaten erhebliche Pflanzenmengen vor. Sie waren
infolge des höheren Salzgehaltes im Westen dieses Meeresteiles wesentlich größer als im Osten. Als Bei
spiel möchte ich für die Diatomeen im Mai Chaetoceras boreale, für die Ceratien im November Ceratium
trip. balt. anführen, deren Zahlen von Westen nach Osten auf den Beltseestationen 2, 1, 3, 5 mit dem
Salzgehalt folgendermaßen abnahmen: Chaetoc.: 223000000; 111000000; 89000000; 20000000; Cerat.:
1230000000; 53000000; 7000000; 1000 000.
Über die Verteilung der Pflanzen in der östlichen Ostsee ist, weil nur zwei Stationen quantitativ
untersucht sind, weniger zu sagen. Da aber die Organismen hier wegen der homohaiinen Deckschicht
überall gleiche Lebensbedingungen finden, wird das Plankton auf allen Stationen gleich gut gedeihen und
ziemlich gleichmäßig verteilt sein. Dieser Satz gilt natürlich nur von dem Plankton der offenen Ostsee;
denn an der Küste und in den Haffen stehen die Organismen unter wesentlich anderen Einflüssen. Die
Schizophyceen und wenige Diatomeen — Chaetoc. danic. und erdige Coscinodiscusspezies — waren in
der östlichen Ostsee die wichtigsten Planktonpflanzen; hier erfüllten sie besonders stark die oberen
Wasserschichten, die ihnen bei gleichem Salzgehalt mehr Licht als die tieferen Schichten boten. Einige
Peridineen verstärkten diese Pflanzenmengen unwesentlich. Für die Diatomeen war von den untersuchten
Monaten wiederum der Mai die Hauptentwickelungszeit; die Schizophyceen bildeten in jenen Gegenden
die charakteristischen Herbstpflanzen des Planktons, die in enormer Anzahl von Zellen auftraten. Die
Verbreitung der tierischen Organismen der Ostsee wurde von den verschiedensten Faktoren beeinflußt.
Die Hauptmenge des tierischen Planktons, die Crustaceen, zeigten — ganz abgesehen von dem Einfluß
der Jahreszeiten — große Abhängigkeit von dem Salzgehalt des Wassers und von dem Aufenthalt der