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H. Driver, Das Ostseeplankton der 4 deutschen Terminfahrten im Jahre 1905.
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Chlorophyceae:
Pediastrum boryanum, Ehbg. ist ebenfalls eine Haffform; nach Hensen ist sie im Stettiner Haff
häufig; auch im nördlichen bottnischen und im östlichen finnischen Busen, also den salzarmsten Gebieten,
ist sie als häufig in den Bulletins erwähnt.
Diatomeae:
Von den Diatomeenarten des deutschen Ostseegebietes sind die meisten auf das Beltseewasser
angewiesen. Sie gelangen zwar häufig in östlichere Gegenden, ohne jedoch wegen des hohen Salzgehalts
bedürfnisses sich dort entwickeln zu können. Dorthin werden sie bisweilen in verhältnismäßig geringer
Zahl mit dem salzigen Tiefenwasser aus der Beltsee getrieben. Hier sind die Diatomeen am stärksten
durch die Gattung Chaetoceras vertreten. Ob die Fänge des Jahres 1905 gerade die Zeit der höchsten
Entwickelung der Chaetocerasarten getroffen haben, läßt sich bei der Methode der Quartal-Terminfahrten
nicht feststellen; es wurden durch frühere, quantitative Untersuchungen Hensens gelegentlich weit höhere
Zahlen für diese Diatomeengattungen erhalten; die Wucherungsperiode der Chaetocerasarten fällt nach den
Untersuchungen von Brandt und Apstein je nach den Jahren in die Zeit von März bis Mai, meist in
den Monat April.
Die Chaetocerasarten der Beltsee — besonders Chaet. boreale und breve, in geringerem Maße
contortum, decipiens und laciniosum — erreichten von den Beobachtungsmonaten im Mai den Entwickelungs
höhepunkt und gleichzeitig ihre weiteste Verbreitung. Die beiden zuerst genannten Arten waren bisweilen
in einer Menge von 100—200 Millionen Zellen, die übrigen in wesentlich geringerer Zahl bis etwa 50 Milli
onen unter 1 qm Oberfläche vertreten. Nur Chaet. debile war im August mit 20—50 Millionen Individuen
in der westlichen Beltsee häufiger als im Mai. Als Entwickelungszentrum all dieser Formen ist für das
Ostseegebiet die westliche Beltsee anzusehen; schon bei St. 5 waren die meisten Arten selbst im Mai ver
hältnismäßig selten und fehlten hier in späterer Jahreszeit gänzlich. Im Mai kamen einige Spezies in
geringer Individuenzahl auch in der östlichen Ostsee bis St. 12 vor. Die für das östliche Gebiet charakte
ristische Art dieser Gattung ist Chaet. danicum, Clev. Sie findet sich vorwiegend im schwach salzigen
Wasser von 6—8 %o s., wie wir es in der homohaiinen Schicht der eigentlichen Ostsee feststellten. Diese
Art ist an allen 5 Stationen der eigentlichen Ostsee in den 4 Jahreszeiten beobachtet; sie war, falls bei
der Zählung nicht Zellen des sehr ähnlichen Chaet. boreal mit berechnet sind, bei St. 12 mit mehr als
100 Millionen Zellen im Mai, doch auch im August und November recht häufig vertreten; im August soll
sie nach den Bulletins im finnischen Meerbusen besonders reichlich, spärlicher im bottnischen Busen
angetroffen sein.
Rhizosolenia alata, Btw. war in den Jahren 1903—05 im Februar und Mai sehr selten; erst die
zweite Hälfte jedes Jahres brachte die Spezies in größerer Menge. Apstein fand im August und November
des Jahres 1903 annähernd gleich viel Individuen; in den folgenden 2 Jahren ließ sich im August ein
Maximum mit etwa 20 Millionen bei St. 1 unter 1 qm und starker Rückgang oder gänzliches Fehlen im
November feststellen. Auxosporenbildung beobachtete ich nur im August. Hensen schreibt, die Erfüllung
des Meeres mit dieser Form sei in den verschiedenen Jahren ganz auffallend schwankend gewesen.
Die Spezies Rhizosolenia semispina, He ns. fand sich stets am häufigsten im Mai, in späteren
Monaten nur in sehr geringer Menge. Nach Hensen fällt die Hauptentwickelung schon in den März.
Beide Arten waren 1905 streng an das salzige Beltseewasser gebunden; sie kamen ebenso wie ihre
Auxosporen in größerer Zahl nur bis St. 3 vor, also im Wasser von mehr als 15 %o s.
Die verschiedenen Arten der Coscinodiscen waren beim Zählen schwer zu unterscheiden, weil die
Felderung der Panzer unter der Konservierung oft gelitten hatte, und sich beim Zählen mit schwacher Ver-
grösserung die Unterscheidungsmerkmale schlecht erkennen ließen. Betrachtet man die Summe aller
Coscinodiscen in jedem der 4 Monate, so scheint, wie Hensen und Apstein schon früher beobachtet
haben, das Frühjahr und der Herbst ihr Gedeihen begünstigt zu haben; in der Zwischenzeit war jedenfalls
ein starker Rückgang eingetreten. Einige Arten gehören ausschließlich der Beltsee, andere vorzugsweise
der östlichen Ostsee an.