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H. Driver, Das Ostseeplankton der 4 deutschen Terminfahrten im Jahre 1905
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Von den Schließnetzfängen des Mai kommen die der Stationen 3, 5, 12 in Betracht. Bei Station 3
fanden sich manche Diatomeen wie Chaetoceras, Rhizosolenien und Coscinod. rad. überwiegend in der
salzigeren Tiefenschicht von 15—20%o s. Wenn diese Organismen auch im Oberflächenfang noch ziemlich
zahlreich auftraten, so hatte es darin seinen Grund, daß die obere Wassersäule (0—25 m) in ihrer unteren
Hälfte ebenfalls noch Wasser von 15—20 %o s. führte. Weiter östlich bei St. 5 waren manche Diatomeen
arten gar nicht mehr vertreten, andere vorwiegend in der salzigen Tiefe von 15—16%o s. In dem oberen
Fang der St. 12 — enthaltend das Plankton bis 85 m Tiefe, also allgemein das der homohaiinen Deckschicht —
kamen fast alle Tiere und Pflanzen viel häufiger als im Tiefenfang (85—106 m) vor; ausschließlich in
letzterem wurden einige Vertreter der Gattung Oithona beobachtet, während die Sternhaarstatobiasten und
Tintinnopsis spez. hier viel häufiger als an der Oberfläche waren.
Im August allein konnten auf allen Stationen Schließnetzfänge gemacht werden. Ein Unterschied
in der Planktonmenge aus hohen oder tiefen Wasserschichten trat in der Beltsee kaum hervor. Die Pflanzen
waren hier nicht auf die Oberfläche beschränkt, sondern fanden auch in der Tiefe noch Licht genug zum
Gedeihen; so konnten sie in diesem Mee'resteil, allein dem Salzbedürfnis folgend, sich auf die Schichten
verteilen. Die Volumina der Oberfläche nahmen daher von Westen nach Osten gleichzeitig mit dem immer
geringer- werdenden Salzgehalt stark ab. Das Tiefenplankton hingegen wurde in gleicher Richtung relativ
zahlreicher, weil manche Arten sich des niedrigen Salzgehaltes wegen von der Oberfläche verdrängt und
auf den salzigeren Tiefenstrom angewiesen sahen.
Östlich von Station 5 nahm das Oberflächenplankton wieder den größten Raum ein. Hier hielten
sich Organismen wie Schizophyceen, einige Diatomeen, ferner Synchaeten, Nauplien und Acartien in der
Regel an der Oberfläche auf, die ihnen mehr Licht und den gleichen Salzgehalt bot wie tiefere Schichten.
Im stark salzigen Wasser unterhalb der homohaiinen Deckschicht lebten nur wenig Organismen, die z. T.
aus der Beltsee hierher verschlagen waren, ohne sich weiter entwickeln zu können; es fehlt in diesen
Tiefen an dem nötigen Licht und Gaswechsel.
In den Schließnetzfängen des November war stets in den oberen Schichten die größte Plankton
menge. Wohl durch die Schizophyceen wurde in der eigentlichen Ostsee und sogar schon bei Station 3
das Oberflächenvolumen gegen das der Tiefe vergrößert. Aus den vier Stufenfängen der Station 12 ergab
sich, das die kleine Wassersäule von 0—5 m bedeutend mehr Plankton — tierisches und pflanzliches —
in der Volumeneinheit enthielt als die übrigen Schichten. Bis zur Tiefe von 85 m sank die Menge der
Organismen ständig; am Grunde (85—105 m) war eine geringe Zunahme zu bemerken; nur in dieser Tiefe
fand sich eine kleine Zahl von Oithona und Sagitta.
Über zeitliches und örtliches Vorkommen der wichtigsten Planktonorganismen der
Ostsee nach den Fängen der deutschen Terminfahrten 1905.
Planktonpflanzen.
Das Vorkommen der 3 Hauptklassen der Ostseeplanktonpflanzen — Cyanophyceen, Diatomeen,
Peridineen — fällt weder zeitlich mit einer der 4 Jahreszeiten noch örtlich mit einem der verschiedenen
Meeresteile, der Beltsee und der östlichen Ostsee, genau zusammen. Zwar können wir allgemein die Zeit
des stärksten Auftretens und das Hauptverbreitungsgebiet der 3 Klassen angeben, doch stets fallen
einzelne Arten aus dem so entstehenden Rahmen heraus.
Die Cyanophyceen finden sich bei weitem am häufigsten in der östlichen Ostsee während der
Herbst- und Wintermonate. Die meisten Arten der Diatomeen und der Peridineen der Ostsee finden wir
in der Beltsee; doch sind einige Arten für die östlichen Gebiete charakteristisch. Zeitlich folgt der
Diatomeenvegetation in der ersten Jahreshälfte eine solche der Peridineen im Herbst und Winter; die
meisten Gattungen aber finden wir, wenn auch in geringer Zahl während des ganzen Jahres im Plankton
vertreten.