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H. Driver, Das Ostseeplankton der 4 deutschen Terminfahrten im Jahre 1905.
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Der Salzgehalt des Ostseewassers zeigte in den 4 Monaten ebenfalls große Schwankungen. In der
Beltsee konnte man eine Abnahme desselben von Westen nach Osten beobachten. Sie muß stets eintreten,
weil die Vermischung des Nordseestromes mit dem Ostseewasser je weiter nach Osten, um so stärker wird
und weil gerade die salzigsten, also spezifisch schwersten, Teile des Nordseewassers durch zahlreiche
Schwellen in der Beltsee bald angehalten werden. Im Februar und November wurde auf den Beltseestationen
eine verhältnismäßig nur geringe Schichtung des Wassers infolge des verschiedenen Salzgehaltes festgestellt.
Meistens war letzterer von der Oberfläche bis zum Meeresgründe annähernd gleich. Möglicherweise wurde
die Gleichmäßigkeit durch Stürme hervorgerufen, an denen ja die Wintermonate besonders reich sind
Im Mai und August dagegen war die Schichtung stark ausgeprägt. 2 oder 3 Wasserschichten von wesentlich
verschiedenem Salzgehalt ließen sich unschwer finden.
Nordseewasser von mehr als 12°/oo s. wurde nur im Februar, unter dem Einfluß westlicher Winde
bis zur Station 5 vordringend, überall an der Oberfläche der Beltsee angetroffen. In den anderen Monaten
war der Salzgehalt auf Station 5 auf 8—10%o s. gesunken; er betrug im August bei Station 4, im November
sogar schon an der Oberfläche der Station 3 nur noch 10—12 %o s.
In der östlichen Ostsee trat an allen Stationen die homohaiine Deckschicht von 7—8%o s. auf;
nur im November sank der Salzgehalt bei Station 10 um 1 %o s. und stieg bei Station 8 im Februar auf
8 —10°/oo s. Unterhalb dieser Schicht lagerte in allen Monaten eine solche von 8—13%o s. die wohl nur
gelegentlich durch den Tiefenstrom aus der Beltsee mit frischem Wasser versehen wird.
Volumina der Planktonfänge.
Die Planktonfänge wurden mit dem Apsteinschen, mittleren Planktonnetz teils ohne, teils mit Schließ
vorrichtung gemacht; ihr Volumen bestimmte Apstein durch Absetzen des Materials in Meßgläsern, die
Fänge wurden dann von mir nach der Zählmethode bearbeitet. Durch Multiplikation der erhaltenen Zahlen
mit dem Netzcoeffizienten — bei angewandtem Netz rund 80 — und durch Division dieses Produktes durch
die Meterzahl der Wassertiefe gewann ich die in den Tabellen zusammengestellten Werte einerseits auf
1 qm Oberfläche, andererseits auf 1 cbm Wasser bezogen.
Die Methode der Volumenbestimmung ist schon früher als sehr ungenau erkannt; nur wegen ihrer
leichten Anwendung ist sie bisher beibehalten. Es soll später gezeigt werden, daß sie zu einem falschen
Bild von der Menge des während der Terminfahrten in der Ostsee vorhanden gewesenen organischen
Materials führen kann. Die Volumenzahlen ergaben nach Umrechnung auf 1 qm Oberfläche folgende Monats
mittelwerte für jede Station:
Februar 116 ccm; bei Fortlassen des durch Sand verunreinigten Fanges der St. 3;
Mai 1559 ccm; August 560 ccm; November 142 ccm.
Aus diesen Zahlen ist jedoch die absolute Menge der in den Fängen vorhandenen organischen
Substanz nicht zu ersehen. Für derartige Angaben bedürfte es chemischer Untersuchungen, wie sie Brandt
in den „Beiträgen zur Kenntnis der chemischen Zusammensetzung des Planktons“ mitgeteilt hat. Außerdem
ist selbst die für die Fangapparate verwandte Müllergaze 20 nicht fein genug, um manche Planktonorganismen
zurückzuhalten. Über Menge und Art dieser durch die Netzporen schlüpfenden, sehr kleinen Tiere und
Pflanzen muß man durch ergänzende Fänge mit anderen Apparaten sich eine Vorstellung zu machen suchen;
jedoch lagen mir solche Fänge nicht vor.
Volumenkurve des Planktons der verschiedenen Stationen
nach Berechnung auf 1 qm Oberfläche.
100 ccm Plankton = 2,5 mm.
Wie diese Kurven zeigen, weichen die Volumina der einzelnen Stationen oft erheblich von den
Monatsmittelwerten ab, ein Umstand, der aus der örtlich und zeitlich sehr wechselnden Stärke der Faktoren,
welche das Plankton beeinflussen, leicht erklärlich ist.