Full text: Ein Beitrag zur Frage der nosologischen Stellung der Hypochondrie

29 
Zur Annahme irgend einer psychopathischen Anlage sehen 
wir keine Berechtigung. Der einmalige angebliche Schwindel 
anfall in der Jugend blieb ohne Wiederholung und hat gar 
keine Bedeutung. Als auslösendes Moment könnte man die 
Erkrankung des Magens ansehen, an der der Patient angeblich 
seit dem Jahre 1896 leidet. Die objektive Untersuchung 
in der Kieler Medizinischen Klinik ergab jedoch einen Befund, 
der unmöglich den Anlaß zu den erheblichen Beschwerden 
bieten konnte, über die der Patient klagte. Auch bei fort 
schreitender Besserung blieb das subjektive Befinden unver 
ändert, ließen die Schmerzen nach Angabe des Kranken nicht 
nach. Da auch später Klagen über abnorme Vorgänge in 
den Verdauungsorganen immer wieder in allererster Linie 
von dem Patienten geäußert wurden, so wird man mit der 
Ansicht nicht fehlgehen, daß die vom Magen ausgehenden 
Beschwerden von Anfang an ein Symptom bestehender 
Hypochondrie bildeten. 
Wir haben es also mit einem Fall reiner Hypochondrie 
zu tun, die spontan entstanden ist und nicht als Teil 
erscheinung irgend einer andern Nerven- oder Gemütserkrankung 
aufgefaßt werden darf. Er ist ein Beitrag zur Unterstützung 
der Bestrebungen, die die Hypochondrie als selbständige 
Krankheit weiterhin betrachtet sehen wollen. 
Herr Geh. Med.-Rat Professor Dr. Siemerling 
hatte die Güte, mir das Material zur Verfügung zu stellen 
und mich bei der Anfertigung der Arbeit auf das freundlichste 
zu unterstützen. Ich erlaube mir, ihm auch an dieser Stelle 
meinen aufrichtigen Dank auszusprechen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.