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und Riechen sei unmöglich, darum sei er auch nie hungrig
und durstig.
4. 12. 1905. Patient bittet, man solle sofort seine
Frau telefonisch herbeirufen, denn er müsse noch heute
sterben. Der Magen sei angefüllt mit Schleim; im Kopf und
unter den Achseln klopfe es.
6. 12. 1905. Die Beschwerden sind immer die gleichen
Er könne nachts keinen Moment schlafen, er »zwinge sieh
das Essen nur so hinein.« Lange könne er es nicht mehr
aushalten. Tatsächlich ißt er gut, schläft lange und fest,
unterhält sich bisweilen mit den andern Kranken.
22. 12. 1905. Immer dieselben Klagen über Schmerzen,
Schlaflosigkeit und Todesangst. Bisweilen ist Patient vergnügt
und macht Witze. Er wird einmal gesehen, wie er sich vor
Lachen schüttelt. Appetit und Schlaf sind gut, Stuhlgang
normal.
29. 12. 1905. Patient soll baden, weigert sich, wirft
sich auf den Boden, schreit, schlägt mit Händen und Füßen
um sich, stößt den Kopf auf die Erde und behauptet, nicht
mehr aufstehen zu können. Nach wenigen Minuten beruhigt
er sich und legt sich zu Bett.
8. 1. 1906. Die Klagen sind stets die gleichen. Die
Schmerzen seien unerträglich, Stuhlgang sei seit Wochen
nicht erfolgt (tatsächlich einmal täglich), das Wasser laufe
fortwährend von ihm weg, er müsse sofort sterben. Wenn
er sich unbeobachtet glaubt, geht er munter im Saal umher,
sonst ist sein Wesen jämmerlich und bedrückt.
I. 2. 1906. Patient kommt seit einiger Zeit täglich
mindestens zwei Mal ins Ärztezimmer, erzählt von seinen
Leiden, macht bisweilen kleine Witze und lacht. Nach einiger
Zeit geht er stöhnend, aber augenscheinlich befriedigt
wieder fort.
II. 2. 1906. Durch die Nachricht von einer Erkrankung
seiner Frau ist das Wesen des Patienten noch trübseliger
geworden. Er klagt immer wieder über die Unmöglichkeit
zu essen und zu verdauen und äußert die bestimmte Über
zeugung, in den nächsten Stunden sterben zu müssen. Er
verzehrt tatsächlich sein ganzes Essen mit großem Appetit
und nimmt ständig zu.