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Oberarm. Die Muskeln seien dort völlig verschwunden. Er
glaube, das komme von der Veränderung der Lunge. Das
Herz klopfe zu wenig in der letzten Zeit. Er lasse drei bis
vier mal täglich Urin, das sei zu viel. Das Leiden habe
1895 begonnen und sich immer weiter ausgebreitet; jetzt
könne er nicht einmal mehr sprechen. Jetzt sei er immer
unglücklich, während er früher stets vergnügt und heiter
gewesen sei.
24. 6. 1905. Patient klagt fortgesetzt über kalte Füße.
Es friere ihn so am ganzen Körper wie früher nie, auch
wenn er mit seinem Boot im stärksten Eisgang war. Hungrig
und durstig sei er nie (tatsächlich ißt und trinkt er mit gutem
Appetit). Er wettet mit einem andern Patienten, daß er heute
noch sterben werde, da »sein Rücken so kaput ist«. Sobald
der Arzt den Saal verläßt, lacht er und ist vergnügt.
25. 6. 1905. Die Klagen bleiben die gleichen, doch
sollen alle Beschwerden zugenommen haben. Patient meint
die Schmerzen nicht mehr ertragen zu können. Appetit gut,
Stuhlgang normal.
29. 6. 1905. Zu den alten vor dem Arzt immer
wiederholten Klagen kommen neue: Patient habe Schmerzen
in der rechten Hüfte, da klopfe die Lunge. Er habe viele
»Pieken« auf Schultern und Zunge (auf den Schultern
geringe Akne, Zunge ohne Besonderheiten). Trotzdem der
Stuhlgang normal ist, behauptet er, er entleere nur noch
Schleim, sofort nach dem Essen gingen die Speisen wieder
ab. Wenn der Arzt nicht anwesend ist, schaut er vergnügt
aus dem Fenster, turnt an seinem Bett, singt plattdeutsche
Lieder, die er einem andern Patienten diktiert.
3. 7. 1905. Patient klagt über Zittern in der Magen
gegend, sagt, das Herz stände still, früher habe es viel
lebhafter geschlagen; er müsse bestimmt bald sterben.
4. 7. 1905. Patient ist ärgerlich, wenn die andern
Kranken ihn anreden. Er beklagt sich, er werde ausgelacht,
er werde beim Bohnern gegen die Betten gestoßen, daß die
Zähne in seinem Mund klapperten.
6. 7. 1905. Auf Wunsch seiner Frau, die auf die
Suicidgefahr aufmerksam gemacht ist, wird Patient ungeheilt
entlassen.