Full text: Ein Beitrag zur Frage der nosologischen Stellung der Hypochondrie

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Große Nervenstämme der Extremitäten sehr druck 
empfindlich. Pinselberührungen prompt lokalisiert. Spitze 
und Knopf sicher unterschieden. Schmerzempfmdung normal. 
Puls 72, regelmäßig; Radialis nicht rigid. Urin frei 
von Eiweiß und Zucker. 
Auf Befragen gibt Patient folgendes an: Er habe im 
Mund keinen Geschmack. In der Magengegend fühle er 
brennende Schmerzen: er glaube, sie seien durch die Medizin, 
besonders das Rizinusöl, das er habe einnehmen müssen, ent 
standen, hauptsächlich aber durch das Auspumpen des Magens 
in der medizinischen Klinik. Dabei sei einmal das Wasser 
nicht wieder herausgekommen, sondern schwarz gefärbt mit 
dem Stuhlgang abgegangen. Seit der Zeit sei der Magen 
ruiniert und könne nicht mehr verdauen. Im Leib klopfe 
es immer, in der linken Seite wackele es und stoße nach 
dem rechten Arjn hin. Schlafen könne er garnicht mehr, 
er werde sofort durch schreckliche Träume wieder wach. 
Ihm sei so ängstlich zu Mute. Obwohl er fürchterliche 
Schmerzen auszuhalten habe, habe er doch nie versucht, 
sich das Leben zu nehmen. Auf Vorhalt gibt er zu: »Ja, 
damals wollte ich mich aufhängen, daran habe ich aber 
später nie mehr gedacht.« In seinen Ohren klinge es, als 
ob ein Vogel singt, Worte könne er nicht verstehen. Sein 
Gedächtnis sei ganz schlecht geworden, er könne nicht mehr 
denken, nicht einmal mehr bis 50 zählen. Macht den Versuch, 
kommt bis 30, sagt dann: »vier — jetzt geht es nicht weiter«. 
Während er früher gut gerechnet habe, könne er das jetzt 
garnicht mehr; (leichtere ihm gestellte Rechenaufgaben löst er 
richtig). Es sei ihm unmöglich zu fischen, höchstens sei er 
noch imstande Netze zu flicken. Seine Lunge liege allein. 
Die Luft gehe in den Magen, so daß er nicht mehr richtig 
atmen könne. Der Magen, dessen Nerven tot seien, sei mit 
Schleim und Wasser angefüllt, so daß alle Nahrung in den 
Urin gehe und kein Stuhlgang mehr erfolge. Nur wenn er 
ausspucke, bis der Magen leer sei, und dann esse, gingen 
die Speisen in den Darm und würden mit dem Stuhlgang 
entleert. Die Leber sei gänzlich verschwunden. Die Augen 
seien schwach, schmerzen; es flimmere ihm vor den Augen. 
Die Zähne seien hohl und stumpf, Arme und Beine kraftlos
	        
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