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fettiger Degeneration dar. Die Heilung der Krankheit ist
anatomisch in der Regeneration des Nervenparenchyms begründet,
die meist die normalen Verhältnisse wieder herstellt. Häufig
jedoch ist später das Bindegewebe bedeutend an Menge vermehrt
und drängt die einzelnen Fasern auseinander, setzt sich sogar
hier und da an ihre Stelle.
Was die Aetiologie der Polyneuritis betrifft, so sind fast
immer in letzter Hinsicht abnorme chemische Substanzen für
die Degeneration der peripheren Nerven verantwortlich zu
machen. Diese Gifte können von außen in den Körper ein
geführt sein oder in ihm selbst erst entstehen.
Die toxische Ursache tritt am deutlichsten hervor bei den
Lähmungszuständen nach Blei- und Arsenikeinwirkung. Seltener
sind andere Gifte wie Zink, Kupfer, Silber, Phosphor, Schwefel
kohlenstoff, Quecksilber u. a. zu beschuldigen. Weitaus am
häufigsten ist die Polyneuritis auf chronische Alkoholintoxication
zurückzuführen.
Neben diesen toxischen Neuritiden im engeren Sinne sehen
wir das Leiden nicht selten im Verlaufe resp. im Anschlüsse
an akute Infektionskrankheiten auftreten. Hier steht allen
voran die Diphtherie. Dann wären Typhus, Scarlatina, Erysipel,
septische und puerperale Erkrankungen namhaft zu machen.
Bei allen diesen hat man mit größter Wahrscheinlichkeit eine
zerstörende Einwirkung der Bakterientoxine auf die Nerven-
substanz anzunehmen. Nicht so einfach sind die Neuritiden
bei chronischer Tuberkulose und bei Syphilis zu deuten. Zum
Teil kann man auch hei ihnen wohl mit Recht die Toxine be
schuldigen, teils muß man eine Sekundärinfektion mit septischem
Material, oft wohl auch eine neben der spezifischen Erkrankung
zustande gekommene andersartige Intoxication zu Hilfe nehmen ;
endlich sind in manchen Fällen diese Neuritiden als besondere
Lokalisationen der Tuberkulose resp. Syphilis in den Bahnen
der peripheren Nerven selbst pathologisch-anatomisch erkannt.
Auch im Verlaufe der Malaria beobachtet mau hin und wieder
das Entstehen einer Polyneuritis.
Von nicht infektiösen Erkrankungen sind es einige Stoff-
wechselanomalieen, bei denen das Leiden auftreten kann. So
vor allem der Diabetes mellitus. Die Ursache ist vielleicht in