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11. XII. Pat. wird von seiner Frau abgeholt. Die
Atrophieen und die Motilitätsstörungen in den Händen sind
noch immer fast genau die gleichen. Der Gang ist entschieden
bedeutend sicherer, wenn auch immer noch breitbeinig, lang
sam und stampfend. Die Fußspitzen werden etwas besser
gehoben.
Die Psyche ist freier, Orientierung durchaus gut, doch ist
die Merkfähigkeitsstörung noch immer recht bedeutend. Die
Stimmung ist labil. Der Interessenkreis recht eng.
Die Behandlung bestand anfangs in einer diaphoretischen:
heiße Bäder mit nachfolgender Einpackung. Elektrische Hand-
und Fußbäder. Später Bewegungen, Massage. Innerlich
Strychninum nitric. in Pillen.
Am 10. III. 1906 stellt sich Pat. in der Poliklinik ein.
Die Frau berichtet, daß Pat. zu Hause untätig und teilnahmlos
umhersitze, selten versehe er kleine Handreichungen im Haus
halte. Die Stimmung sei sehr wechselnd; zumeist sei er ver
gnügt und zufrieden, häufig auch mißmutig, klage dann, daß
er immer noch nicht arbeiten könne. Ist nicht reizbar, sondern
sehr leicht zu regieren. Schlaf und Appetit gut. Gedächtnis
sei noch schlecht. Aus der Zeitung behalte er nichts, auch
vergesse er stets, was sie ihm etwa erzähle. Besuche täglich
seine Mutter, die ganz in der Nähe wohne. Könne nur kurze
Wege machen, ermüde sehr schnell. Der Gebrauch der Hände
sei noch sehr mangelhaft, könne sich noch nicht allein anziehen.
Die körperliche Untersuchung ergibt an den Händen so
gut wie gar keine Veränderung, dagegen zeigen die Beine eine
erhebliche Besserung. Der Gang ist bedeutend sicherer und
geschickter als bei der Entlassung, doch immer noch stampfend,
mit hoch erhobenen Knieen (besonders des rechten). .
Wo hier? „In der Nervenklinik.“ Früher schon hier
gewesen? „Ja, 9 Monate hier krank gelegen“ (nicht ganz 6!).
Weshalb? „Wegen Schwäche und Schmerzen in Armen und
Beinen.“ Sonst nichts? „War auch verwirrt, durchhin, konnte
mich nicht erinnern.“ Wie die Krankheit begonnen? „Das
weiß ich nicht. Seit ich in Wik gearbeitet habe, fehlt mir
jede Erinnerung.“