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Verlauf.
20. VII. Patient noch völlig desorientiert.
Nach seinen Klagen gefragt, gibt er an, die Nerven seien
„nicht richtig“, besonders in den Händen. Er habe da starke
Schmerzen, auch könne er nicht gehen. Im Kopfe habe er ein
ängstliches Gefühl, könne sich schwer besinnen. Diese Be
schwerden bestünden seit Jahren. Hier sei er seit 4—5 Tagen,
sei vorher nicht anderswo in Behandlung gewesen. Auf noch
maliges Nachfragen entsinnt er sich, früher in der medizinischen
Klinik gewesen zu sein, etwa 14 Tage lang.
Monat? „Weiß ich nicht, es kann Anfang Juni sein.“
Jahr? „1895, nein 1904.“
Stimmung durchweg euphorisch.
22. VII. Im elektrischen Lichtbad nach 5 Minuten (Bad
eben auf 40 0 gestiegen) Anfall von Herzschwäche, der indes
nach Entfernung aus dem Bade und der Darreichung von
Excitantien rasch vorübergeht. Nachher etwas unruhig. Spricht
öfters spontan von seiner Familie, die ohne ihn verhungern
müsse. Dabei wird er weinerlich und verlangt nach Hause.
Fragt häufig uach Tageszeit und Aufenthaltsort. Kennt den
Arzt und seinen Pfleger nicht.
27. VII. Klagt über Kopfschmerzen und Schmerzen in
Händen und Füßen. Ist heute auffallend verwirrt. Spricht
viel von einer militärischen Uebung, die er mitmachen müsse,
und will deshalb fort.
Wo hier? „Weiß ich nicht.“
Wo gestern? „Zu Hause.“
Gestern Besuch gehabt? „Nein.“ (Seine Mutter war
gestern bei ihm.)
Fragt viel, wo er sich befinde und wie und weshalb er
hierhergekounnen sei. Nennt man ihm seinen Aufenthaltsort,
so hat er das nach kurzer Zeit wieder vergessen und fragt
spontan von neuem.
5. VIII. Liegt stets ruhig im Bett, ohne sich um seine
Umgebung zu kümmern. Redet spontan ziemlich viel von seiner
Familie und seinem Beruf in durchaus verwirrter Weise.
Behauptet, er sei hier in einem Hamburger Krankenhause;
denn er sei doch schon lange von Kiel fort und habe bis vor