Full text: Zur Casuistik des Milzbrandes

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liehe, in Haufen liegende Staphylococcen in Fall IV und VIII. 
Ja nach 7 tägiger Behandlung fand man aus Abstrichen Milz 
brandbacillen nicht mehr, doch waren nach Abimpfung unter 
halb der Schorfe noch Colonien von Milzbrandbacillen auf 
Zuckerbouillon angegangen. Das Vorhandensein von Staphy- 
lococcenhaufen hat man in einigen Fällen wohl beobachtet und 
man hat daher die Vermutung ausgesprochen, daß schon 
Staphylococcen dieselben Erscheinungen wie der Milzbrand 
bacillus hervorriefen. In unseren Fällen gibt aber das deut 
liche Vorhandensein von Milzbrandbacillen den Ausschlag. 
Bei Fall VI ergab die mikroskopische Untersuchung des 
Secretes deutliche, wenn auch vereinzelte und degenerierte 
Milzbrandstäbchen. 
Nach 4 — 5 tägiger lncubationszeit hat sich bei Fall l und 
ll, bei Fall lll schon nach einem Tage ein deutlicher »Pickel« 
gebildet. In Fall IV, V und VI ist die lncubationszeit nicht 
anzugeben. 
Bei den Fällen I, II, lll findet man mehrere zu gleicher 
Zeit aufgetretene Pusteln, nur in Fall III mehrere Bläschen auf 
einem verschiedenen Entwicklungsstadium, was durchaus nicht 
gegen Milzbrand spricht; im letzteren Falle ist vielleicht die 
vorgenommene Aetzung mit Carbol Schuld an der verschieden 
fortgeschrittenen Entwicklung. Die verschiedene Größe der 
Pusteln macht es wahrscheinlich, daß bei dem starken Juck 
reiz durch Aufkratzen der Pustel die Infection auf die Nach 
barschaft übergeleitet ist. Im Fall V ist diese Uebertragung 
sichergestellt. 
Fall lll, VI und VIII zeigten von dem sonst ruhigen Ver 
laufe deutliche Abweichungen. Das hohe Fieber, die Zunahme 
des Schmerzes und der Schwellung, die Anzeichen deutlicher 
Nekrose ließen eine Excision der Pusteln im Fall lll und 2 
große Entspannungsschnitte durch die entzündlich geschwollene 
Haut des Vorder- und Oberarmes angezeigt erscheinen, worauf 
eine deutliche Besserung aller Erscheinungen eintrat. 
In sämtlichen Fällen bestand die Therapie in Anlegen 
eines feuchten (essigsaure Thonerde- und Borwasser-) Ver 
bandes und Schienenfixation des betreffenden Gliedes. 
Ueber die Therapie gehen die Meinungen noch auseinander.
	        
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