Full text: Zur Casuistik des Milzbrandes

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Diagnose: Milzbrandinfection des r. oberen Augenlides. 
12. X. Zunahme des Oedems über die Stirn weg nach 
der linken Augengegend, sodaß auch das linke Auge durch 
das Lidoedem verschlossen ist. Starkes Oedem der ganzen 
rechten Gesichtshälfte bis zum Kinn. Reichliche Blasenbildung 
des Epithels des oberen Lides. Zunahme des Fiebers bei ruhigem, 
kräftigem Puls, ln Morphium-Aetherrausch, Entspannungs 
schnitte in der Längsrichtung mitten über das obere Lid 
und ein senkrechter Schnitt in der Mitte der r. Backe. Tam 
ponade mit Jodoformgaze und feuchter Verband über das ganze 
Gesicht. Auf Calomel 0,1 Entleerung dickbreiigen, normalen 
Kotes in reichlicher Menge. 
13. X. Das Oedem hat sich über die r. Halsseite bis 
über die ganze Oberlippe und bis nach dem Hinterhaupt aus 
gebreitet. Aus den Incisionsstellen fließt reichlich trübserös 
blutiges Secret, das Milzbrandbacillen und Streptococcen ent 
hält. Subjektives Befinden, Nahrungsaufnahme; Puls gut, stdl. 
1 Kampferspritze. Daneben Inf. fol. digit. Innerlich reichlich 
Alcoholika (Wein, Grog) und Kaffee; keine feste Kost; 2 mal 
Verbandwechsel, feuchter Verband. 
14. X. Häufiger Stuhldrang, dünnbreiiger Kot, nicht abnorm 
übelriechend; Puls etwas frequenter, Spannung nur wenig 
verändert; gute Füllung der Gefäße; Eisbeutel auf die Herz 
gegend. Heiße Abreibungen der Extremitäten stündlich. 
15. X. Auffallender Temperaturabstieg bei sonst gutem 
Befinden. Ueber Nacht hat sich am ganzen Körper ein diffuses 
bläulich rotes Erythem entwickelt. Stuhldrang wie gestern. 
Innerlich tgl. 2x5 gtt Solveol. Schwellung der rechten Ge 
sichtshälfte wesentlich zurückgegangen. 
16. X. Nach dem Verbandwechsel auffallende Unruhe, 
Angstgefühl »als müßte er ersticken«. Kühle der Hände, all 
gemeiner Schweißausbruch. Häufiger Stuhldrang und Harn 
drang. Sensorium jedoch nicht benommen. Großes Durst 
gefühl. Stdl. Kampfer 2x0,05 gr Coffein; Infusionen aus 
Traubenzucker und Cognac. Heiße Abreibungen der unteren 
Extremitäten. 
17. X. Unter zunehmender Herzschwäche bei ruhiger At- 
mungund nur weniggetrübten Sensorium heute früh 3*/2 h Exitus.
	        
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