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und ihn zur Weiterbehandlung in die Chirurgische Klinik in
Kiel sandte.
Status. Großer, kräftiger Mann mit guter Muskulatur;
Allgemeinzustand gut; Gesichtsfarbe blaß. Herz 0. B.
Lungen: Klopfschall überall tympanitisch; Atmungsgeräusch
besonders links hinten unten bronchial und giemend. Milz
vergrößerung nicht fühlbar; Urin frei von Eiweiß und Zucker.
Dicht unterhalb des Kinnes in der Medianlinie findet sich eine
linsengroße, leicht vertiefte mit schwärzlichem Brandschorf be
deckte Stelle. Um sie herum findet sich lymphangitische
Rötung und geringe Schwellung in der Größe eines Kinder
handtellers. Die Submaxillardrüsen sind leicht vergrößert.
Diagnose: Milzbrand.
Ve r l auf.
6. XII. Die Schwellung um die kleine Stelle ist nach beiden
Seiten des Halses und unten hin fortgeschritten. Die Drüsen
der Halsseiten sind nach unten hin schmerzhaft und vergrößert.
Von der Wunde werden nach Entfernung des Schorfes mehrere
Ausstrichpräparate angefertigt, die Bacillen in großer Menge,
fast wie in Reincultur zeigen. Nachmittags scheint die Schwellung
am Halse weitere Fortschritte gemacht zu haben. Pat. klagt
über starke Verschleimung und Hustenanfälle und mußte sich
mehrere Male übergeben. Lungen: links hinten unten starke,
großblasige Rasselgeräusche; die Zunge ist belegt, der Appetit
jedoch gut, ebenso der Puls; abends 0,01 Morphium, 2 stdl.
1 Spritze Kampfer.
7. XII. Pat. hat die Nacht verhältnismäßig gut verbracht;
jedoch ist das Oedem an beiden Seiten des Halses und auch nach
unten hin bis in die Höhe der Brustwarze weiter fortgeschritten.
Auch ist die Atmung besonders in den Morgenstunden mehr
und mehr behindert. Pat. klagt über starken Schleim im Hals.
Blutproben und Untersuchung des Sputums ergeben keine
Bacillen. Operation in Chloroformnarkose. Excision des primären
Geschwüres mit Umgebung in 5 cm Länge und etwa 4 cm Breite.
Verlängerung des Schnittes in der Medianlinie nach unten.
Das Gewebe ist sehr oedematös. Tracheotomia inf. Pat. hat
nach Einlegen der Kanüle gut Luft. Feuchter Verband.