Full text: Zur Casuistik des Milzbrandes

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V. Fall. K. W., 47 Jahre alt, Gerber, aufgenommen 
am 27. III. 04. 
Anamnese: Patient ist in einer Gerberei in Neumünster 
beschäftigt. Vor 8 Tagen bekam er Jucken über dem linken 
Auge, das immer heftiger wurde. Patient kratzte und rieb 
sich an dieser Stelle. Am nächsten Tage bemerkte er ein 
allmähliches Anschwellen der linken Augengegend, daß er 
Dienstag, den 22. d. Monates das linke Auge nicht mehr öffnen 
konnte. Er ging deswegen zum Augenärzte, der ihm Um 
schläge verordnete. In den nächsen Tagen nahm die Schwellung 
zu. Letzten Sonnabend wurde Pat. in das Krankenhaus zu 
Neumünster aufgenommen und von dort gestern in die 
chirurgische Klinik zu Kiel gebracht. 
Status praesens am 27. III. 04. Mittelgroß, mäßig 
genährt, von cyanotischer liautfärbung; innere Organe normal. 
Puls ruhig, kräftig, regelmäßig. Das linke obere Augenlid 
und die Gegend der linken Augenbraue und des linken 
Supraorbitalrandes ist außerordentlich oedematös und cyano- 
tisch verfärbt. Das Oedem fühlt sich sehr derb an. Stellen 
weise finden sich Blasen in der Haut und mehrere flache 
Defecte derselben. Auch das untere Augenlid ist stark ge 
schwollen, sodaß es nicht gelingt, die Lider zu öffnen und 
den Augapfel zu sehen. Patient hat ein unangenehmes 
Spannungsgefühl am linken Auge, sonst aber keine Beschwerden. 
Diagnose: Milzbrandpustel des linken oberen Augenlides 
und des Supraorbitalrandes. 
Verlauf. 
29. III. Die Schwellung hat noch etwas zugenommen; 
kein Fieber, keine Schmerzen. 
6. IV. In den letzten Tagen Abnahme des Lidoedems, 
sodaß sich die Lider öffnen lassen und der intakte Augapfel 
zum Vorschein kommt. Am linken Supraorbitalrand hat sich 
eine oberflächliche Hautgangrän entwickelt; Bildung eines 
schwarzen Schorfes ; gutes Allgemeinbefinden. 
13. IV. Der Gangränschorf hat sich abgestoßen, dafür 
oberflächlich granulierender Defect am Supraorbitalrande und 
am oberen Lidrande; keine Sehstörung. 
20. IV. Defect fast völlig vernarbt; beide Lider func-
	        
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