Krankengeschichte.
R. D., 33 Jahre alter Lehrer aus Bokelsen. Jour.-
Nr. 303.
Anamnese: Dieselbe wird wegen starker Benommen
heit des Patienten bei seiner Einlieferung von seinen An
gehörigen, speziell von seiner Frau, erhoben.
Von Geisteskrankheiten, Tuberkulose oder Lues in
der Familie des Pat. bezw. bei diesem selbst wird nichts
berichtet. Kopftrauma hat Pat. nicht erlitten. War früher
stets gesund. 2 Kinder gesund. Wegen Kurzsichtigkeit
nicht gedient. Seit 7 Jahren als Lehrer in N. tätig. Vor
2 Jahren vergeblicher Versuch des Mittelschullehrer
examens, infolgedessen psychische Depression des Pat.
Im Herbst 1906 erkrankte Pat. an rechtsseitiger Ischias
und war in der Folge von Mitte Januar bis Ende Februar
1907 bettlägerig und in ärztlicher Behandlung. Gebrauchte
auf Anraten seines Arztes eine 4wöchentliche Km’ in
Wiesbaden, von wo er kurz vor Pfingsten nach Angabe
des dortigen Arztes geheilt zurückkehrte. Vor seiner Ab
reise nach W. erschien Pat. psychisch völlig gesund. Nach
der Rückkehr sei er viel stiller gewesen, habe sich schwach
und mutlos gefühlt und habe viel gefroren. Er habe,
auch schon in W. an Gewicht abgenommen, habe immer
in einer Ecke gesessen und sich um garnichts gekümmert,
während er früher sehr tätig gewesen sei. Alles sei ihm
gleichgültig gewesen. Gab schließlich nur noch auf Fragen
Antwort, schlief auch tagsüber viel. Die Sprache wurde
sehr langsam, er brachte die Worte nicht richtig heraus,
sagte selbst, er habe die Zunge nicht mehr so recht in
der Gewalt. Seit 4 Tagen habe er sehr viel schlucken,
der Appetit sei nicht besonders gut. Krämpfe, Ohnmachts