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zuerst zwischen ihrer zweiten und dritten Gravidität. Wenn
es sich um eine embryonale Anlage gehandelt hätte, so hätte
sich hieraus wohl schon durch die beiden ersten Schwanger
schaften eine große Geschwulst entwickelt. Es ist wahr
scheinlicher, daß die Geschwulstanlage durch ein Schwanger
schafts- oder Geburtstrauma entstanden ist und, durch den
Reiz der dritten Schwangerschaft zu starkem Wachstum an
geregt, ihre jetzige Größe erreicht hat.
Es sind also 2 Ursachen, welche die Entwickelung
einer Geschwulst bedingen, nämlich: die Anlage, die ange
boren oder erworben sein kann, und der Reiz, der die An
lage zur Entwickelung bringt.
Erwähnt sei noch die Theorie von Herzog 1 ), welcher
die Entstehung der Bauchdeckendesmoide auf Muskelhae-
matome nach Traumen zurückführte. Das Blutextravasat
gehe eine Organisation ein, und es entstehe, ähnlich dem
Knochenkallus, ein Muskelkallus, welcher durch übermäßige
Wucherung zu einer Geschwulst werde. Diese Theorie hat
wenig Anklang gefunden. „Wenn solche Tumoren wirklich
aus Muskelhaematomen entstehen würden, so würde man
sie mindestens ebenso häufig bei Männern, wie bei Frauen
finden; denn den Zerrungen der Bauchmuskulatur, durch
welche solche Haematome nur entstehen können, sind Männer
durch Heben von Lasten und andere schwere Arbeit viel
häufiger ausgesetzt, als Frauen.“ [Frank] 2 ) Was den Sitz
der Bauchdeckendesmoide anlangt, so ist nach Pfeiffer 3 )
die untere Partie der vorderen Bauchwand und an dieser
wiederum die rechte Hälfte bevorzugt. In unserem Falle
liegt die Geschwulst in der unteren Bauchhälfte zu 2 /s rechts
von der Mittellinie. Sie nimmt ihren Ausgang von dem
M. rectus'- abdominalis dexter und liegt unter der Rectus-
scheide. Nach Ledderhose 4 ) entspringt die Mehrzahl
') Herzog, Über Fibrome der Bauchdecken. München 1883.
2 ) Frank, Beitrag zur Kenntnis der typischen Bauchdeckenfibrome.
Dissertation. Greifswald 1887.
a ) Pfeiffer, 1. c.
4 ) Ledderhose 1. c,