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energischen Behandlung des Grundleidens, nach drei Rich
tungen: sie suchte durch allgemein diätetische Maßnahmen,
innere Mittel und locale Behandlung zu wirken.
In ersterer Hinsicht verordnete man den Patienten-bis
zur völligen Wiederherstellung absolute Bettruhe bei leichter
Kost: vorzugsweise Milch, daneben Suppen, Eier und wenig
Fleisch (von manchen wurde auch ausschließliche Milchdiät
empfohlen), weiterhin warme Bäder. Nach völliger Genesung
schickte man die Patienten, wenn angängig, nach Wiesbaden,
Teplitz oder anderen Kurorten mit warmen Quellen. Von
einer Seite 1 ) wurde sogar empfohlen, durch Dauerbäder von
39° die Körpertemperatur dauernd auf 39° zu erhöhen, eine
Temperatur, bei welcher die Gonococcen sich im menschlichen
Organismus nicht lebensfähig erhalten könnten.
Ton inneren Mitteln wurden alle möglichen versucht:
Salol, Salophen, Salicylsäure, Natrium salicylicum, Aspirin,
Antipyrin, Salipyrin, Phenacetin, Antifebrin, Veratrin, Tri
methylamin, Colchicumpräparate, Jodkali und viele andere,
ohne daß man auch nur von einem einzigen eine wirklich
specifische Wirkung gesehen hätte.
Was die örtliche Behandlung anbelangt, so wandte man,
wie bei allen entzündlichen Prozessen üblich, kalte und
warme Umschläge an, letztere mit Vorliebe bei serösen
Ergüssen, während erstere bei eitrigen Ergüssen bevorzugt
wurden. Durch Einwirkung höherer Wärmegrade bei Ver
abfolgung heißer Wasser-, Dampf- und Sandbäder und bei
Zuführung heißer Luft rief man locale Hyperaemie hervor
und erzielte hiermit bisweilen einen günstigen Erfolg. Ein
pinselungen mit Jodtinctur, Umschläge mit Carbolsäure,
Terpentinbäder, subcutane Einspritzungen mit Carbolsäure,
Vesicantien, Sinapismen und viele andere Medicamente wurden
erprobt und von den einen als heilsam gepriesen, während
andere sie wieder als nutzlos verwarfen. Die Schmerzen,
die bei den geringsten Bewegungen auftreten, suchte man
durch Immobilisation der Gelenke in Schienenverbänden oder