.Aus der Reihe der mannigfaltigen Erkrankungen, die
im Verlauf einer Lues auftreten können, möge in folgen
dem die Lues cerebro-spinalis als ein tertiäres Sympton
Gegenstand unserer Betrachtung sein.
Der Umstand, daß Pia, Dura und Arachnoidea des
Gehirns und Rückenmarks unvermittelt ineinander über
gehen, daß auch das Gefäßsystem, das arterielle sowohl,
wie das venöse sich nicht trennen läßt, daß endlich auch
die venösen Elemente in einem abhängigen Verhältnis
stehen, läßt ein Übergreifen der Erkrankungen vom Rücken
mark zum Cerebrum und umgekehrt leicht erklärlich er
scheinen. So hat denn auch schon Virchow und nach
ihm viele andere Forscher die Ansicht vertreten, daß man
es häufiger mit einer Allgemeinerkrankung des ganzen
Nervensystems namentlich im weiteren Verlauf der Krank
heit zu tun hat, als mit der isolirten Erkrankung eines
der beiden Abschnitte.
Die in Betracht kommenden Erkrankungen lassen
sich pathologisch-anatomisch in 3 Gruppen scheiden: Wir
haben es zu tun mit syphilitischen Neubildungen,
chronisch hyperplastischen Prozessen und endlich
mit der namentlich durch Heubner beschriebenen Er
krankung der Gefäße.
Die syphilitischen Neubildungen sind circumscripte
Geschwülste (Gumma, Syphilom) oder mehr diffuse gum
möse Infiltrationen, die sich von den Meningen und ihren
Fortsätzen innerhalb des Gehirns und Rückenmarks oder
auch isolirt in den Gefäßwänden und Nervenscheiden
entwickeln.
Die chronisch hyperplastischen Prozesse finden wir
als diffuse oder disseminirte Zellinfiltrationen an den