Full text: Die Hasenscharten an der Klinik von April 1899 bis Juli 1907

auf einer mangelhaften Ausbildung der Bauchdecken in der 
Umgebung des Nabels. 
Bei einem Kinde fand sich eine Syndaktylie der zweiten 
und dritten Zehe beiderseits, und sehr interessant und wichtig 
für das Zustandekommen der Hasenscharte ist die Angabe 
im Falle Nr. 48 über amniotische Einschnürungen an den 
Fingern, Fehlen der rechten Großzehe und Yerwachsensein 
der 4. und 5. Finger beiderseits. 
Nicht unerwähnt möchte ich auch den Fall Nr. 20 
lassen; es zeigte sich hier in der Schleimhaut der hinteren 
Rachenwand ein 3 cm langer, etwa 1 cm breiter und V2 cm 
tiefer Spalt. 
Die Genese der Hasenscharte ist noch wenig aufgeklärt. 
König beschuldigt Anomalien des Amnion als ursächlich 
für das Zustandekommen der Mißbildung; durch die Zug 
wirkung amniotischer Fäden und durch Interposition von 
Weichteilen soll die Vereinigung der die Oberlippe bezw. 
Oberkiefer und Gaumen bildenden Fortsätze verhindert werden. 
Die Ansicht hat viel für sich; unser Fall Nr. 48 läßt wohl 
das Entstehen der Hasenscharte durch dieselben hemmenden 
Ursachen erklären, die die übrigen Mißbildungen hervor 
gerufen haben. 
Recht bedeutsam erscheint mir auch der Fall, den 
Fick anführt. 
Er konnte an einem Beispiele nachweisen, daß die 
schon früher von Friedrich geäußerte Ansicht, es könne 
der Embryo sich selbst durch eine ungünstige Haltung seiner 
Hand eine Hasenscharte und Gaumenspalte erzeugen, nicht 
von der Hand zu weisen ist. 
An der Unterlippe eines mit linksseitiger Hasenscharte 
behafteten Kindes fand er eine Delle, die in ihrer Form 
genau dem einen Daumennagel des Kindes entsprach. Es 
lag also hier jedenfalls die Möglichkeit vor, daß der Foetus 
durch seine eigene Handhaltung, vielleicht begünstigt durch 
ein zu enges Amnion, sich selbst die Spalte erzeugt hatte.
	        
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